Gewichtige Geschichte

BETONKLOTZ Die Nazis prüften Berlins Boden. Nun kann man den Testbau begehen

Was gibt es zu sehen? Samstag und Sonntag öffnen im Rahmen des 23. Tages des Offenen Denkmals historische Bauten und Stätten, die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind, ihre Türen.

Wer macht’s? Die einzelnen Denkmalbetreiber sind die Veranstalter. Bundesweit koordiniert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, berlinweit das Landesdenkmalamt, in Schöneweide das Kiezbüro Schöneweide.

Programm? Das sehr umfangreiche Programm findet sich im Internet unter www.tag-des-offenen-denkmals.de. Ein spezielles Programmheft für Schöneweide gibt es unter www.denkmaltag.info.

Vorstellung des Industriesalons? Am Samstag um 16 Uhr stellt Susanne Reumschüssel, im Rahmen einer Vortragsreihe zum Thema Denkmalpflege, den „Industriesalon Schöneweide“ auf dem Campus der HTW (Gebäude A2, Raum 444) vor. Anfahrt: Tram 27, 63, 67, Station: HTW/Rathenaustr.

Besichtigung? Am Sonntag kann der Industriesalon ab 16 Uhr an der Wilhelminenhofstraße 83 – 85 (Zugang Reinbeckstraße) besichtigt werden.

Eintritt? Ist frei. AG

Märkischer Sand. Was hält der eigentlich aus? Das fragt sich der Durchschnittsberliner eher selten. Ein riesiger Betonzylinder in Tempelhof jedoch zeugt von dem Interesse, das der Baumeister der Welthauptstadt „Germania“ einst an dieser Frage hatte. 1937 wurde der Großbauinspektor Albert Speer von Adolf Hitler damit beauftragt, Berlin in eine Stadt der Monumentalbauten und Prachtstraßen zu verwandeln. Ein Triumphbogen von 117 Metern Höhe und 170 Metern Breite war am Treffpunkt von Nord-Süd- und Ost-West-Achse geplant. Damit der nicht wie der schiefe Turm von Pisa versackt, sollte mit dem 12.650 Tonnen schweren Betonkoloss eins zu eins die Bodenbelastung durch den geplanten Triumphbogen geprüft werden.

Der Nazitriumph fiel samt Bogen zum Glück ins Wasser. Nur die 1942 von Kriegsgefangenen fertiggestellte Betontorte ragt bis heute 14 Meter aus dem Boden und 18 Meter ins Erdreich. In der Nachkriegszeit erlaubten Messungen an diesem Ort die Planung des Wiederaufbaus der Stadt. Seit 1995 befindet sich der Bau unter Denkmalschutz, seit sieben Jahren im Eigentum des Bezirks Tempelhof-Schönefeld. „Über diese Schenkung des Senats waren wir zuerst gar nicht erfreut“, sagt Bezirksstadtrat Dieter Hapel (CDU) mit Blick auf die Kosten. Die Herrichtung des Erinnerungsortes wurde aber durch das Förderprogramm „Stadtumbau West“ getragen – mit 913.000 Euro. Ein Aussichtsturm ermöglicht jetzt den Blick auf den Betonzylinder, ein Pavillon ist für Veranstaltungen da.

Gigantomaniemahnmal

Der Geschichtsverein „Berliner Unterwelten“ und die Museen Tempelhof-Schöneberg betreuen den Gedächtnisort. „Hier soll vor allem Bildungsarbeit in Zusammenarbeit mit jungen Menschen stattfinden, aber zum Beispiel auch mit Ingenieuren“, sagt Museenleiterin Petra Zwaka. Denn gerade diese Berufsgruppe erliege schnell der Gigantomanie der Architektur des Dritten Reichs. TOBIAS SINGER

■ Ab Samstag, 13 Uhr, kann der Betonklotz an der General-Pape-Straße besichtigt werden. Info: www.museentempelhof-schoeneberg.de