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Airportgegner ziehen vor Gericht

Der Naturschutzbund hat angekündigt, gegen den Ausbau des Flughafens Münster-Osnabrück zu klagen. Doch die Flughafenbetreiber sind siegessicher und glauben an die Hilfe von CDU und FDP

VON ULLA JASPER

Der umstrittene Ausbau des Flughafens Münster-Osnabrück (FMO) könnte trotz Genehmigung durch das Landesverkehrsministerium doch noch gestoppt werden: Der nordrhein-westfälische Naturschutzbund (NABU) hat angekündigt, gegen den Planfeststellungsbeschluss, der seit Beginn der Woche öffentlich ausliegt, eine Verbandsklage einzureichen.

„Wir sind entsetzt, mit welchen Mitteln hier versucht wird, die völlig unsinnige Flughafen-Erweiterung durchzusetzen“, sagte der NABU-Landesvorsitzende Josef Tumbrink gestern zur taz nrw. Nach Ansicht der Naturschützer ist es nicht gerechtfertigt, für die geplante Verlängerung der Start- und Landebahn von jetzt 2.200 auf 3.600 Meter in solch „dramatischer Weise“ in die Natur einzugreifen. Betroffen wäre von der Erweiterung vor allem das Naturschutzgebiet Hüttruper Heide, das direkt an den Flughafen grenzt. Der Planfeststellungsbeschluss sieht vor, dass hier unter anderem der Eltingmühlenbach auf einer Länge von 400 Metern „überdacht“ werden soll. Mit diesen ökologischen Auflagen, die noch die rot-grüne Landesregierung vorgeschrieben hatte, sollte ein Ausgleich zu den Eingriffen in das Naturschutzgebiet erreicht werden.

Trotz der Ausgleichsmaßnahmen hält der NABU den Ausbau für „völlig inakzeptabel“. Die geplanten Umweltmaßnahmen könnten die angerichteten Schäden nicht kompensieren und der Bedarf für die Flughafenerweiterung sei „schlichtweg nicht gegeben“. „Die Passagierzahlen in Münster-Osnabrück sind im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent zurückgegangen. Alle Prognosen für dieses und das nächste Jahr klingen wenig überzeugend“, so Tumbrinck. Der ganze Ausbau werde nur gewollt, damit ein paar Mal in der Saison „vollbeladene Ferienflieger non-stop in die Dominikanische Republik“ fliegen können. Für innereuropäische Reisen sei der Ausbau nicht notwendig.

Die FMO-Betreiber – darunter die Stadtwerke Münster und Osnabrück – argumentieren hingegen, dass der Ausbau die Wirtschaftskraft der Region stärken und neue Arbeitsplätze bringen soll. Sie berufen sich auf eine Studie, wonach der FMO auf bis zu vier Millionen Fluggäste pro Jahr hoffen könnte – schließlich gebe es für FMO kein Nachtflugverbot. „Aber um diese Zahl zu erreichen, müssen wir die maximale Erweiterung durchsetzen“, so Flughafensprecher Andrés Heinemann. Angesichts weiter steigender Mineralölpreise bezweifeln Flughafengegner jedoch, dass die Prognose realistisch ist.

Den Flughafenbetreibern macht jedoch noch ein anderer Aspekt zu schaffen: die erwarteten Baukosten in Höhe von 120 Millionen Euro. Nachdem die alte Landesregierung den Ausbau zwar gebilligt, Subventionen aber abgelehnt hatte, setzt man im Münsterland nun auf Schwarz-Gelb. „Im Koalitionsvertrag steht ganz eindeutig, dass die neue Regierung uns dabei helfen will, die extremen Belastungen durch die vorgeschriebenen Umweltmaßnahmen zu finanzieren“, hofft Heinemann auf eine Finanzspritze. Zwar war gestern im Verkehrsministerium ebenso wie in der FDP niemand für eine Stellungnahme zu erreichen, doch die Hoffnung der Flughafenmanager könnte berechtigt sein. Schließlich kündigen CDU und FDP im Koalitionsvertrag den weiteren Ausbau der nordrhein-westfälischen Flughäfen an, da sie „als Jobmaschinen enormes wirtschaftliches Potenzial bieten“.

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