München wird erneuerbar

Regenerative Energie Bis 2015 sollen alle Privathaushalte der Landeshauptstadt aus eigenen Kraftwerken regenerativ versorgt werden, zehn Jahre später auch alle Unternehmen

90 Kilometer vor Cuxhaven soll künftig Münchner Strom produziert werden

AUS FREIBURG BERNWARD JANZING

Die Stadtwerke München (SWM) wollen ab 2015 alle Haushaltskunden komplett mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgen. Damit sind sie zwar nicht die einzigen, Kassel etwa hat schon umgestellt. Doch München geht noch einen entscheidenden Schritt weiter: Der Strom soll komplett in eigenen Kraftwerken erzeugt werden. In einem zweiten Schritt bis zum Jahr 2025 soll das Ökokonzept dann auch auf alle Industriekunden ausgedehnt werden.

Das Projekt basiert auf einer Vorgabe der Kommunalpolitik: Die Stadtratsfraktionen von SPD und Grünen, die zusammen über eine Ratsmehrheit verfügen, formulierten einen entsprechenden Antrag. Aber auch von den anderen Fraktionen im Stadtrat ist kaum Widerspruch zu erwarten, sodass der Antrag noch im September verabschiedet werden soll. Da die Stadt München alleinige Stadtwerke-Gesellschafterin ist, kann sie eine solche Richtung vorgeben.

Ein großer Baustein des Konzeptes ist die Beteiligung am Offshore Windpark Global Tech 1, mit dessen Bau noch in diesem Jahr begonnen werden soll. Er wird 90 Kilometer nordwestlich von Cuxhaven 80 Anlagen vereinen. Leistung: 400 Megawatt. Allein die Beteiligung der SWM an diesem Projekt mit 24,9 Prozent entspricht dem Jahresverbrauch von rund 140.000 Münchner Haushalten. An Land haben die Stadtwerke zudem bereits fünf deutsche Windparks mit zusammen 25 Anlagen erworben, die weitere 40.000 Haushalte versorgen. Des weiteren sind die SWM zu 48,9 Prozent am Parabolrinnen-Kraftwerk Andasol III im südspanischen Andalusien beteiligt. Auf rund 510.000 Quadratmetern werden dort Parabolspiegel aufgestellt, die Sonnenlicht bündeln und mit der Wärme anschließend Strom erzeugen. Der Anteil der SWM an dieser Anlage deckt den Verbrauch von weiteren 30.000 Münchner Haushalten. Das Kraftwerk soll im Jahr 2011 ans Netz gehen.

Wasserkraft gehört unterdessen schon lange zum Erzeugungsportfolio: Die SWM betreiben zehn Wasserkraftwerke. Außerdem soll die Geothermie ab 2011 mit einem Kraftwerk in Sauerlach bei München beitragen.

In der Stadt München selbst wird der Ausbau der erneuerbaren Energien nach den Planungen allerdings recht beschränkt sein. „Die Wasserkraft ist weitgehend ausgeschöpft, für Photovoltaik ist es schwer, in ausreichender Zahl passende Dächer zu finden“, sagt Stadtwerke-Sprecher Christian Miehling. Deswegen habe man sich entschieden, in Großprojekte zu investieren.

Allerdings gibt es ein pikantes Detail am Rande: Das Geld, das die SWM nun in die Energiewende investieren, stammt zum Teil aus den Erträgen einer 25-prozentigen Beteiligung der Stadtwerke am Atomkraftwerk Isar II. Nach dem aktuell gültigen Ausstiegsfahrplan soll der Meiler etwa im Jahr 2020 vom Netz gehen. An einer Laufzeitverlängerung sei man nicht interessiert, sagte Stadtwerke-Chef Kurt Mühlhäuser – schließlich wollen die Stadtwerke zu dem Zeitpunkt längst im Ökosegment etabliert sein.