Peter Dussmann spielt den Spendensammler
: Der Staatsoper-Retter

Vielleicht leuchtet ja bald der Schriftzug „Siemens“ auf dem Vorhang der Oper

Peter Dussmann ist ein großer Freund der Staatsoper Unter den Linden – wie übrigens auch Angelika Merkel und ihr fast unsichtbarer Mann. Auch deshalb ist Peter Dussmann ein noch größerer Freund eines Regierungswechsels. Denn lauter konservative Freunde, da ist er überzeugt, sind das Beste, was dem höchst maroden Opernhaus nach jahrelanger rot-grüner Ignoranz passieren kann. „Wenn auch Sie Opernfreunde sind, sollten Sie das bei Ihrer Wahlentscheidung unbedingt berücksichtigen“, predigte Dussmann deshalb am Mittwochabend vor Studenten der Freien Universität.

Aber nur ein Dutzend von ihnen waren in den Hörsaal der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften gekommen. Wer eingefleischter Opernfan war, ließ sich nicht ermitteln. Der BWL-Student Steven jedenfalls wollte nur eine Stunde bis zur nächsten Vorlesung überbrücken. Warum also nicht bei Dussmann? Seine Freundin arbeitet in dessen Kulturkaufhaus als studentische Hilfskraft. Auch deshalb wollte er sich den „Kerl“ mal ansehen.

Der „Kerl“ trug einen hellblauen Anzug zu silbergrauem Haar und referierte sympathisch, aber auf schwer verständlichem Schwäbisch. Das Thema seiner Gastvorlesung lautete: „Überlegungen eines Berliner Unternehmers zur privaten Finanzierung einer Staatsoper.“ Viel hatte man sich im Vorfeld darunter vorstellen können, zumal der „Berliner Unternehmer“ über ein ganzes Catering-, Pflege- und Kaufhausimperium mit rund einer Milliarde Euro Umsatz jährlich herrscht. Nicht ganz absurd schien es daher, im Vorfeld schon mal zu grübeln, ob Dussmanns Kohle wohl für die Umwandlung der Lindenoper in eine Stiftungsoper reicht – oder vielleicht gleich die ganze Opernstiftung als Stiftungsopernstiftung eine Zukunft hat? Doch es kam alles viel unspektakulärer.

Dussmann ist, wie er sagte, ein direkter Nachfolger von Hans-Dietrich Genscher. Als solchen hat er ihn beerbt und den Vorsitz der „Freunde und Förderer der Staatsoper Unter den Linden“ übernommen. Herzensanliegen des Freundeskreises ist es, endlich die Lindenoper zu sanieren. 50 Jahre sei an dem von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff 1742 erbauten Haus nichts mehr gemacht worden, so Dussmann. Nur weil die Gewerbeaufsicht beide Augen zudrücke, spiele dort noch die Musik.

80 bis 100 Millionen Euro, schätzte Dussmann, werde die Sanierung verschlingen. Ein Drittel davon will der Freundeskreis durch Spenden, Sponsoring und Fundraising auftreiben. Die Dussmann Unternehmensgruppe hat mit einer Million den Anfang gemacht.

Andere Leute zu motivieren, damit mehr Geld fließt, sieht Dussmann nun als seine Mission. Auch über das Wie hatte er schon nachgedacht: Warum könne denn nicht „Siemens“ auf dem Bühnenvorhang stehen? Die skeptischen Blicke der Studenten sagten wohl alles. Beinahe kleinlaut fügte er an, dass es natürlich ästhetisch sein muss. Vielleicht also doch lieber staatliche Kohle? Ohne die geht es ja doch nicht, und dazu braucht Dussmann angeblich nur noch Merkel.

TINA HÜTTL