unterm strich
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Wenn Intendanten zu Zensoren werden, dann ist es um die Freiheit des Westens vielleicht gar nicht so gut bestellt? Russische Künstlerinnen und Künstler sollten im Westen unterstützt statt geächtet werden, meint jedenfalls der Salzburger Festspielintendant Markus Hinterhäuser. Es sei zwar legitim, dass Kulturinstitu­tio­nen prüften, wie prominente russische Künstler zur russischen Invasion in die Ukraine stünden, sagte Hinterhäuser dem österreichischen Sender ORF. Wegen der politischen Repression in Russland sei es aber falsch, allen Menschen mit russischem Pass Stellungnahmen abzuverlangen, die sie kaum geben könnten. „Das hat nichts mit einer Art von Putin-Hörigkeit zu tun. Das kann auch die nackte Überlebensangst sein“, sagte Hinterhäuser in der Nacht zum Montag. Russische Künstler dürften nicht im Stich gelassen werden. Ihr weiteres Engagement im Westen unterstütze die Zivilgesellschaft in Russland. Der Intendant kritisierte auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter und die Absetzung von Waleri Gergijew als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker in der vergangenen Woche. Reiter habe um Gergijews Nähe zu Putin gewusst; trotzdem sei der Vertrag des Maestro vor einigen Jahren verlängert worden. „Er hat überhaupt keine Haltung bewiesen“, sagte Hinterhäuser über Reiter (SPD). Der Direktor der Wiener Staatsoper, Bogdan Roščić, sagte im ORF, dass man nicht die Haltung von Künstlern vor dem Ukrainekrieg bewerten sollte: „Die gesamte österreichische Elite ist mit Herrn Putin aufgetreten in den vergangenen Jahren.“ Jüngst haben sich verschiedene Kulturinstitutionen von russischen Künstlern wie der Sängerin Anna Netrebko oder dem Pianisten Denis Masujew wegen fehlender oder unklarer Äußerungen zur Invasion distanziert.