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Maßstab SaarlandGroßes, kleines Bundesland

Von der Illusion, wir hätten eine Vorstellung davon, wie groß eine Fläche von 2.569 Quadratkilometern ist. Warum das Saarland zum Maß wurde.

Das Saarland ist 358mal so groß wie das Fußballfeld des FC Saarbrücken Foto: Imago

Der Mensch ist, was seine Sinne betrifft, kränkenden Einschränkungen unterworfen. Farben eines bestimmten Spektrums oder Geräusche einer gewissen Frequenz entziehen sich seiner Kenntnis. Er nimmt sie schlicht nicht wahr. Gleiches gilt für Zeichenzahlen (dieser Text hat bis zum t von exakt 249 Anschläge) und mehr noch für Flächen. Flächen sind der Endgegner. Mühelos lassen sie sich messen und in exakte Zahlen fassen. Nur vorstellen können wir uns darunter nichts. Was sind 7.140 Quadratmeter, was 2.569 Quadratkilometer? Eben.

Das Saarland ist das wohl drolligste Flächenmaß, das wir im bundesdeutschen Kulturkreis kennen

Nun wäre der Mensch nicht Mensch, wüsste er sich nicht zu behelfen. 7.140 Quadratmeter, das ist ein Fußballfeld. Und 2.569 Quadratkilometer, das ist das Saarland. Würde man es konsequent einebnen und einer sinnvollen Nutzung zuführen, ließen sich 358.000 Fußballfelder im Saarland anlegen. Eine Ebene aus 358.000 Fußballfeldern wiederum kann sich vermutlich auch der glühendste Fan des 1. FC Saarbrücken nicht vorstellen. Deshalb das Saarland. Es ist das drolligste Flächenmaß, das wir im bundesdeutschen Kulturkreis kennen.

Wann immer in Brasilien ein Wald brennt, vor Alaska sich ein Ölteppich ausbreitet, von einem See in den USA oder einem Reservat in Botswana die Rede ist – stets ist das Bezeichnete doppelt, halb oder exakt so groß wie das Saarland.

Und wenn ein antarktischer Eisberg auf den Meter so groß ist, sagen wir, wie Sachsen-Anhalt, wird nie von Sachsen-Anhalt, aber zuverlässig „von der etwa zehnfachen Fläche des Saarlands“ die Rede sein. Das Saarland ist die informelle Maßeinheit für „ein ziemlich großes Gebiet, das man sich gerade noch so vorstellen kann“. Sachsen-Anhalt ist einfach Sachsen-Anhalt.

Warum ist das so? Was macht das Saarland zum Maß aller Dinge, das etwa gleich große Luxemburg aber zu einem dubiosen Fürstentümchen von diffuser Ausdehnung?

Der Mensch als horiziontales Wesen

Das Saarland hat nur zwei Silben, ist also schneller zur Hand (und in jeder Hinsicht handlicher) als etwa Nordrhein-Westfalen oder Baden-Württemberg. Es eignet sich überdies zur Abstraktion, weil kaum jemand Konkretes mit dem Saarland verbindet. AKK, vielleicht noch Heiko Maas, Lafontaine, ganz früher noch Honecker, Saar, Mosel … Mosel doch auch, oder? Da hört’s schon auf.

Der Mensch wiederum, sofern er keinen Pilotenschein hat, ist ein horizontales Wesen. Er kann Distanzen abschätzen, aber keine Räume. Anschaulich ist ihm nur, worauf er Draufsicht hat. Ein Tennisplatz etwa oder, vom Selberspielen oder aus dem Fernsehen, das Fußballfeld. Und wer jemals in einen Atlas der Bundesrepublik geschaut hat, „kennt“ das Saarland von oben. Es erscheint so verhältnismäßig klein, dass der Illusion schnell nachgegeben ist, man könne es sich, anders als einen flächenmäßigen Kaventsmann wie Bayern, „gerade noch so vorstellen“.

Kann man aber nicht. In Wahrheit vermag niemand sich die wahre Größe des Saarlands auch nur annäherungsweise auszumalen. Als Maßeinheit ist „Saarland“ nur eine beruhigende Chiffre. Sie hilft uns über die kränkende Einschränkung hinweg, dass wir uns 2.569 Quadratkilometer einfach nicht vorstellen können.

Aktuelle Analysen und Grafiken zur Wahl im Saarland gibt es hier.

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6 Kommentare

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  • Zur Ehrenrettung der taz: Nimmt man die Diagonale des Fußballfeldes und multipliziert sie mit der ominösen 358, kommt man dem durchschnittlichen Durchmesser des Saargebiets recht nahe. Wunder der Mathematik.

  • Diese Art von Größenvergleichen kenn ich nur aus der Presse, vielleicht noch von Politikern, in dem Benühren, etwas bildlich darzustellen. Aber ich habe noch nie von Menschen aus dem richtigen Leben gehört: "Der Stadtplatz ist so groß wie zwei Fußballfelder" oder "meine Wohnung ist ein hunderstel Fußballfeld groß".



    Das Fußballfeld ist also eine Rechengröße, die vorwiegend von Journalisten gebraucht wird. Und klar ist auch warum: Die Größe eines Fußballfeldes ist gar nicht genau festgelegt. Lt. dem aktuellen Regelwerk des DFB misst ein Feld zwschen 45m x 90m und 90m x 120m, ist also zwischen 4.050qm und 10.800qm groß, bei internationalen Spielen bewegt sich das Flächenmaß zwischen 6.400qm und 8.250qm. Man kann sich also ordentlich verrechnen und hat trotzdem recht.



    Wobei der Rechenfehler des Autors um den Faktor 1000 dann doch auffällt. Das Saarland ist also zwischen 237.934 und 634.491 Fußballfelder groß - kann man sich jetzt direkt bildlich vorstellen...

  • Lustige Vorstellung: Im Saarland gibt es 438 Fußballfelder. Auch wenn die nicht alle so groß sind, wie das in Saarbrücken, dürfte nicht sehr viel Platz für anderes übrig bleiben. Oder dem Autor ist ein Fehler bei der Umrechnung von Quadratmetern zu Quadratkilometern unterlaufen. Meiner Rechnung nach passen 359803 Fußballfelder ins Saarland. Diese Zahl ist wiederrum weniger greifbar, schafft aber Platz für all die Wälder, Felder, Straßen und Häuser.

  • Lustig, aber völlig falsch.



    Wenn man gar nicht mit Zahlen kann, sollte man sich bei Rechnungen helfen lassen.



    Hilfsüberlegung: Schauen sie mal ein Luftbild an! Ist das plausibel?



    1 Quadratkilometer sind 1000 m x 1000 m = 1.000.000 m2.



    Da passt das Fußballfeld bereits rund 135 mal rein.



    Das Saarland soll 2569 km2 groß sein.



    Also ist das Land ca. 350.000 Mal so groß wie das Fußballfeld.



    Hmm, kann man sich nicht vorstellen.



    Hmm, dann ist der ganze Artikel vielleicht sinnlos?

  • Ich glaube, ein Quadratkilometer besteht aus 1.000.000 Quadratmetern (1000 X 1000), nicht aus 1.000. entsprechend lassen sich im Saarland, legt man die Zahlen aus dem Text zugrunde, auch knapp 359.804 Fußballfelder anlegen. Das macht das Saarland jetzt wirklich unvorstellbar groß. Sorry für Kleinkariertheit. Schönen Sonntag ;).

  • Danke für die Erhellung, Arno Frank.



    Für eine Erleuchtung ist das Thema nicht gewichtig genug. Siehe Saarland, p.m.