Die Echos des Krieges in der Kultur

An der Kulturbranche geht der Angriff Russlands auf die Ukraine nicht spurlos vorüber. So haben etwa die beiden Künstler Emmanuel Bornstein und Vladimir Potapov ihre Ausstellung abgesagt, die nächste Woche in Krasnojarsk in Russland eröffnen sollte. Bornstein wurde 1986 in Toulouse, Frankreich, geboren und lebt und arbeitet in Berlin. Potapov hingegen wurde 1980 in Wolgograd, Russland, geboren und lebt und arbeitet derzeit in Moskau.

Auch gab es Veränderungen im Programm des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. So hat der Chefdirigent und künstlerische Leiter, der russische Dirigent Vladimir Jurowski, sich dazu entschieden, zwei Konzerte, die für das Wochenende geplant waren und ein rein russisches Programm enthalten hätten, umzustrukturieren. Statt des Slawischen Marsches von Peter Tschaikowsky sollen nun die ukrainische Nationalhymne auf eine Melodie des ukrainischen Komponisten Mychajlo Werbyzkyj sowie die Sinfonische Ouvertüre Nr. 1 gespielt werden.

Die New Yorker Metropolitan Opera hat angekündigt, vorerst nicht mehr mit Künst­le­r*in­nen oder Institutionen zusammenzuarbeiten, die Russlands Präsidenten Wladimir Putin unterstützen. Konkrete Künst­le­r*in­nen oder Einrichtungen nannte Direktor Peter Gelb nicht. Die Metropolitan Opera hatte mit dem am Dienstag entlassenen Chefdirigenten der Münchener Philharmoniker, Waleri Gergijew, zusammengearbeitet. Zudem war für die kommende Saison eine Kooperation mit dem Bolschoi-Theater in Moskau geplant. Die Bayerische Staatsoper wiederum meldete, Engagements von Gergijew und Anna Netrebko annulliert haben.

Der Mega-Konzern Disney kündigte an, wegen Putins Krieg vorerst keine Filme in russische Kinos zu bringen. Für die Zukunft müsse man sehen, wie sich die Lage entwickelt. Die „tragische humanitäre Krise“, so der Sprecher von Walt Disney am Montag, könne der Konzern nicht hinnehmen und arbeite daher auch mit Hilfsorganisationen für Geflüchtete zusammen. Interessant, wenn man an die in Deutschland erst 2020 erschienene Adaption des Zeichentrickfilms „Mulan“ denkt, die zum Teil in der chinesischen Provinz Xinjiang gedreht wurde, jener Provinz, in der muslimische Uiguren in „Umerziehungslager“ gesteckt werden. Im Abspann des Films bedankte sich Disney bei den Sicherheitsbehörden von Xinjiang, was für Aufruhr sorgte.

Neben den Absagen finden aktuell zahlreiche kulturelle Veranstaltungen statt, um sich mit der Ukraine zu solidarisieren. So gibt es am Mittwoch unter dem Titel „Hope for Peace“ eine musikalische Andacht in der Dresdner Frauenkirche, bei welcher der Geiger Daniel Hope und der ukrainische Pianist Alexey Botvinov gemeinsam auftreten. Das Deutsch-Russische Museum in Berlin-Karlshorst hat anstelle von den vier dort sonst zu sehenden Flaggen (Deutschland, Ukraine, Russland und Belarus) nur noch eine hängen: die der Ukraine.

Nora Rauschenbach