Im Flugverkehr wird sich jetzt vieles ändern

Flugreisende von und nach Fernost müssen mehr Reisezeit einplanen. Und es wird teurer

Viel Flugverkehr zwischen Europa und Ostasien gab es wegen der Pandemie zuletzt zwar ohnehin nicht. Insbesondere China lässt im Zuge seiner Zero-Covid-Strategie auch weiter kaum Einreisen aus dem Ausland zu. Die wenigen Maschinen, die es gen Fernost noch gibt, müssen jedoch seit diesem Wochenende große Umwege machen.

Russland hat in der Nacht zum Sonntag seinen Luftraum für Flugzeuge aus Lettland, Estland und Litauen sowie Slowenien gesperrt. Bulgarische, polnische und tschechische Flugzeuge hatten bereits vorher keinen Zutritt mehr. Auch britische Flugzeuge dürfen Russland nicht mehr überfliegen, nachdem London die russische Airline Aeroflot ausgesperrt hatte. Das Verbot gelte auch für Transitflüge sowie Überflüge durch den russischen Luftraum, teilte die russische Nachrichtenagentur Tass mit. Damit werde auf entsprechende Schritte dieser Staaten reagiert.

Deutschland hat am Sonntag als Reaktion auf den Angriff auf die Ukraine seinen Luftraum für russische Maschinen gesperrt. Dem haben sich auch die Niederlande und Spanien angeschlossen. EU-Beamten zufolge ist es wahrscheinlich, dass russische Maschinen künftig nirgendwo mehr in der Union landen oder starten dürfen. Russland dürfte rasch mit Gegenmaßnahmen nachziehen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte das Verbot am Samstagabend angekündigt. Die Regelung, die zunächst für drei Monate geplant ist, greift nicht bei humanitären Flügen oder Notfällen. Die Lufthansa meidet bereits seit Samstagabend den russischen Luftraum.

Damit dürfte nicht nur der direkte Luftverkehr zwischen der EU und Russland weitgehend zum Erliegen kommen. Die Lufthansa kündigte an, ihre Flugpläne auch nach Fernost umzustricken. Erhebliche Umplanungen bei Flügen nach China, Japan und Südkorea seien notwendig, teilte die Fluggesellschaft mit. Die Flugzeuge sollen Russland südlich umfliegen.

Man rechne auf den neuen Routen mit Flugzeitverlängerungen um ein bis zwei Stunden, sagte eine Sprecherin. Die Maschinen könnten wegen des höheren Kerosinbedarfs zwischen 5 und 20 Prozent weniger Fracht laden, was zu einem geringeren Platzangebot führe. Das dürfte im ohnehin stark ausgelasteten Frachtverkehr zu weiter steigenden Preisen und möglichen neuen Engpässen in den Lieferketten führen. Die Route über Russland, das sich von der Ostsee bis zum Pazifik über elf Zeitzonen erstreckt, ist die mit Abstand kürzeste Verbindung zwischen Mitteleuropa und Fernost. Der russische Staat hat sich in der Vergangenheit den „Sibirien-Transit“ mit Überfluggebühren bezahlen lassen, die nun entfallen. (flee, dpa)