die dritte meinung
: Die Friedensbewegung muss eine ökologische Friedensbewegung werden, sagt Tino Pfaff

Tino Pfaff ist Umweltaktivist. Er studiert aktuell im Masterstudiengang Gesellschaftstheorie an der Uni­versität Jena.

Ohne Natur- und Klimaschutz wird Frieden niemals möglich sein. Die Nutzung fossiler Ressourcen ist der Treiber von Destabilisierung und Krieg. Nur eine Energierevolution kann da Abhilfe leisten.

Die energetische Abhängigkeit zu Russland ist spätestens jetzt nicht mehr hinnehmbar. Deutschland muss schnellstmöglich diese Abhängigkeiten auflösen, um nicht weiter erpressbar zu sein. Der Angriffskrieg von Russlands Präsident Putin fußt auf mehr als regionalen geopolitischen Interessen. Weltpolitisch ist es ein Krieg mit Ressourcen und Macht und um Ressourcen und Macht.

Die Bundesregierung scheint aufgerüttelt. Doch manche Ansätze lassen kein wirkliches Umdenken erkennen. Seit Jahren warnen Wis­sen­schaft­le­r*in­nen und Ak­ti­vis­t*in­nen vor den sozialen und ökonomischen Folgen der menschengemachten Klimaerhitzung und Ökosystemzerstörung. Gerade wurde der neue Weltklimaratsbericht veröffentlicht. Aus ihm geht klar hervor, dass es für die gesamte Menschheit sprichwörtlich ums Überleben geht. Doch Milliarden Euro gibt es für die Aufrüstung der Bundeswehr, nicht aber für den Schutz unserer Lebensgrundlagen. Die größte Bedrohung für die menschliche Zivilisation ist die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern. Neben Ressourcenkriegen ist auch das Zur-Neige-Gehen der weltweiten Vorkommen fossiler Energieträger dafür verantwortlich, dass ein sozialökologischer Kollaps immer wahrscheinlicher wird. Was wird passieren, wenn plötzlich globale Handels- und Versorgungssysteme zusammenbrechen?

Der Kampf gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen war schon immer ein Kampf für Frieden. Umwelt- und Klimabewegungen müssen das Streben nach Frieden zukünftig zu einem zentralen Punkt ihrer Agenda machen. Die neue Friedensbewegung muss eine ökologische Friedensbewegung werden. So makaber es klingen mag: Die Veränderungen durch den Krieg im Herzen Europas müssen dringend an die sozialökologische Transformation gebunden werden.