Barockes Fest im Schlossgarten

Charlottenburg feiert weiter: Für drei Tage wird der Schlosspark zum Veranstaltungsort eines barocken Spektakels mit 300 KünstlerInnen auf 20 Bühnen und einer richtigen Oper. Der Spaß muss allerdings teuer bezahlt werden

Wo sonst der Berliner mit seiner Stulle sitzt, schieben sich an diesem Wochenende barocke Wesen Scampispießchen in den Mund und flanieren mit einem Glas Champagner in der Hand über die Wiesen. Im Schlosspark Charlottenburg ist nämlich Barockfest. Heute um 17 Uhr startet das Spektakel, bei dem rund 300 KünstlerInnen auf 20 Bühnen eine Oper, Schauspiel, artistische Kunststücke, barocke Kostüme und vieles mehr vorführen.

Doch der Parkbesuch hat seinen Preis, und der ist nicht zu knapp bemessen. Kinder bis sechs Jahre brauchen zwar am Sonntag keinen Eintritt zu zahlen, doch ansonsten kommt nur rein, wer bereit ist, 35 Euro zu berappen. Allen anderen bleibt der Zugang zu der öffentlichen Naherholungsfläche an diesem Wochenende verwehrt. Sie müssen ihre Stulle woanders essen.

Die Idee, ein Schlossgartenfest zu veranstalten, kam von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Nach dem Erfolg der Potsdamer Schlössernacht hofft die Stiftung als Betreiber des Parks, viele Besucher nun auch nach Charlottenburg locken zu können. Das Thema Barock bietet sich da an: Im Charlottenburger Park liegt der Barockgarten, der erste in Deutschland, der nach französischem Muster gebaut wurde. Außerdem ist 2005 das 300. Todesjahr von Namensgeberin Sophie Charlotte. Für die Organisation der drei Tage, an denen sich das Programm jeweils wiederholt, ist einer der führenden Live-Entertainment-Anbieter Europas zuständig, die Deutsche Entertainment AG (Deag).

Sie erwartet bis zu 8.000 Menschen pro Tag, die heute bis 22 Uhr, morgen von 17 bis 22 Uhr und am Sonntag von 13 bis 18 Uhr in barocken Genüssen schwelgen. Damit der kurfürstlich-königliche Park nicht allzu sehr unter dem barocken Schuhwerk leidet, werde sich das meiste auf den befestigten Wegen abspielen, sagte Marcella Illgen von der Deag. „Der Schlosspark soll schließlich nicht aussehen wie der Tiergarten nach der Love Parade.“

Für die eventuell notwendige Wiederherrichtung der Grünflächen ist die Stiftung zuständig. Die profitiert auch vom Erlös der Veranstaltung, für die es vor Ort noch Karten gibt. Das Geld solle in die Parkanlage investiert werden, sagte Hartmut Dorgerloh, der Generaldirektor der Stiftung. Es würden immer noch neue Bänke gebraucht. Auf denen darf dann auch umsonst gesessen werden. Ob mit Stulle, Scampis oder einem guten Buch – das bleibt jedem selbst überlassen.KATHI PREPPNER