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berliner szenenEat like a deutsch person

Es ist früher Abend. Ich sitze am Schreibtisch und gucke den Stream von GM Hikaru Nakamura. Im letzten Jahr hab ich niemanden so oft gesehen wie den König des Onlineschachs, der gern betont, dass er sich als Schachprofi zurückgezogen habe und vor allem professioneller Streamer sei.

Ende Dezember in Warschau, bei der Rapid- und Blitzschach-WM, hat er kein einziges Spiel verloren, aber wegen einer Corona-Infektion aufgeben müssen. Nun ist er in Berlin.

Am nächsten Tag beginnt der erste Teil des Fife-Chess-Grandprix, ein dreiteiliges Turnier. Hikaru ist jedenfalls auch dabei und streamt am Vorabend des Turnierbeginns aus seinem Berliner Hotelzimmer. Ich freue mich, dass er hier ist. Er spielt Schach wie immer und isst Currywurst mit Pommes. Die Currywurst gefällt ihm, „really, really good I like the wurst … a better version of a Hot Dog honestly“. Und „when you’re in Deutschland you eat like a deutsch person.“ Er ist zufrieden mit sich, weil er die deutschen Worte richtig ausspricht, ich bin ganz begeistert, obgleich es Jahre her ist, dass ich zuletzt Currywurst gegessen habe.

Das Turnier findet im temporären „World Chess Club Berlin“ statt, das ist irgendwo Unter den Linden. 30 ZuschauerInnen sind live dabei. Ich hatte es mir auch kurz überlegt, aber switche dann doch lieber zwischen dem Twitch-Kanal von Hikaru und dem offiziellen Stream von worldchess.com hin und her. Im offiziellen Stream kommentieren Grandmaster Evgenij Miroshnichenko und Woman International Master Jesse February von der Ukraine bzw. Südafrika aus. Die KommentatorInnen auf Hikarus Twitch-Kanal sitzen in Luxemburg bzw. in den Niederlanden. Bei Hikaru verfolgen etwa 20.000 die Partien, bei „worlchess.com“ sind es weniger als 500.

Detlef Kuhlbrodt

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