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Brandenburg-Feeling in Beijing

Was gab es für ein Bohei um die Big-Air-Schanze im ehemaligen Stahlwerk von Peking. Ob ihrer Hässlichkeit wurden Trilliarden Tweets und Berichte geschrieben, dabei ist alles an ihr schön: die sinnvolle Nutzung stillgelegter Industrieanlagen und die unglaublich geilen Bilder von Freestylern und Snowboarderinnen, die sich von dieser Schanze durch die Luft wirbeln ließen und dabei ihre Switch Cork 900er oder Switch Backside Triple 1620 Stale­fishes vorführten. Wunderschön!

Hässlichkeit gab es bei Olympia dennoch (also abgesehen von den Hässlichkeiten, die unter „schwierige Menschenrechtssituation“ laufen). Sah man beispielsweise in den frühesten olympischen Morgenstunden Lang­läu­fe­r*in­nen dabei zu, wie sie in die Loipe ­starten, fragte man sich anfangs, ob das noch der Trainingslauf auf einem verwahrlosten Übungsgelände in Brandenburg an der Havel oder Bietigheim-­Bissingen an der Enz war oder schon der große Auftritt vor olympischer Kulisse.

Gesäumt war die Langlaufstrecke von weißen Blechcontainern, wie man sie von Baustellen und Flüchtlingslagern kennt. Dazwischen rangierten Reisebusse auf riesigen Parkplätzen. Zu allem Überfluss kurvten die Langlaufstars kurz vor Ende der Runde an einer Wand vorbei, bei der man sich erneut fragte, ob Olympia in einem Vorgarten an der Havel oder an der Enz stattfindet: ­meterlange Gabionen, also Stahlkäfige, aufgefüllt mit ­hellen Bruchsteinen.

Offiziell ist das nachhaltig, weil der Schutt in den Käfigen von den alten Gebäuden stammt, die für den Bau der olympischen Anlagen abgerissen wurden. Dasselbe Bietigheim-Bissingen-Feeling hatte man auch bei den Eisbahn-Wettbewerben, denn diverse, teils meterhohe Wände des Rodelzentrums bestehen ebenfalls aus Gabionen.

Vollkommen verloren war man als Zuschauerin dann aber, wenn ins Olympia-Studio der ARD geschaltet wurde. Dort saßen die Moderatorinnen und Experten an einem monströs klobigen Tisch, der so ­aussah wie eines dieser Möbel, die seit Jahren in den ­Schnäppchen-Ecken von Möbelhäusern und Baumärkten stehen und die trotz zwanzig­facher Preissenkung einfach niemand haben will.

Apropos Baumärkte: In einigen von ihnen kann man sich für die Zeit nach Beijing 2022 ein bisschen Olympia-Feeling an die Havel oder die Enz holen: einen Blumentopf, der „Gabione Olympia“ heißt und genauso aussieht wie die Wände in Peking. Doris Akrap

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