ALTER MEISTER
: Der Teller

Essen muss in Szene gesetzt werden, damit es auf einem Bild appetitlich wirkt. Stimmt das Licht? Der Aufnahmewinkel?

Dass Menschen gerne Bilder ansehen, auf denen prächtige Früchte zu sehen sind oder saftiges Fleisch, wussten auch die Maler vergangener Jahrhunderte und so entwickelte sich vor etwa 400 Jahren die Form des Mahlzeitstilllebens. Einen Imbiss mit Spiegelei bei Georg Flegel (1566–1638), Hering, Bierglas und Brötchen bei Pieter Claesz (1596/97–1661).

Martha Payne aus Schottland hatte eine eher einfache Herangehensweise zur Darstellung ihrer Schulmahlzeit: Die 9-Jährige fotografiert seit sechs Wochen aus ihrer Perspektive am Tisch in der Schulkantine und stellt das Bild mithilfe ihres Vaters in ihren Blog „NeverSeconds“, also: Keinen Nachschlag. So birgt ein Plastikteller in seinen flachen Mulden Kroketten, Konservenananas und vielleicht noch zwei Scheiben ungeschälter Gurke. Man ahnt, dass in diesem Falle keine Inszenierung nützt: Martha isst mittags schlecht.

Während Marthas Schule ihre Mission für besseres Essen unterstützte, verbot ihr die Gemeinde von Argyll and Bute Ende letzter Woche, weiter Essen zu fotografieren. Obwohl Martha nebenbei auch noch über 60.000 Pfund an Spenden für Schulessen in Malawi sammelte. Marthas Fans, inzwischen wurde ihre Seite mehr als sechs Millionen Mal geklickt, waren entsetzt. Nur ein paar Stunden später aber erklärte Roddy McCuish von der Gemeinde, Martha Payne dürfe wieder fotografieren. Er habe es sich anders überlegt. NAT