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„Wir haben die Sammlung enorm erweitert“

Hamburgs Kunsthalle zeigt Bestand und Zukunft ihrer Gegenwarts-Abteilung

Foto: Brandt/dpa

Brigitte Kölle

Jahrgang 1967, Kunsthistorikerin, leitet seit 2012 gemeinsam mit Petra Roettig die Galerie der Gegenwart in der Hamburger Kunsthalle.

Interview Falk Schreiber

taz: Frau Kölle, bei der Ausstellung „something new, something old, something desired“ geht es vor allem darum, die Sammlung der Gegenwartskunst in Dialog mit Neuzugängen zu stellen – im Grunde ist das eine Sammlungspräsentation.

Brigitte Kölle: Das ist so. Aber der Titel spricht auch „something desired“ an, Arbeiten, die zur Hamburger Kunsthalle passen würden, uns aber bislang noch nicht gehören. „something new, something old“, das ist die Sammlung, wobei: Ein großer Prozentsatz der Arbeiten war noch nie zu sehen, wir haben die Sammlung in den letzten Jahren enorm durch Ankäufe und durch Schenkungen erweitert.

Zum Beispiel?

Zum Beispiel „New Management“, eine große Rauminstallation von Simon Denny. Er beschäftigt sich mit der sogenannten Frankfurt Declaration von 1993, einer globalen Strategie von Samsung, um Marktführer zu werden. Es gibt eine Dreikanal-Videoinstallation von Annika Kahrs mit dem Titel „Infra Voice“, in der es um Kommunikation durch Musik zwischen Mensch und Tier geht. Cordula Ditz hat sich mit dem jungen Widerstandskämpfer Helmuth Hübener beschäftigt, der während des Nationalsozialismus ermordet wurde – man weiß kaum etwas von ihm, und Ditz hat über ihn eine Multimedia-Installation gemacht, mit Film, mit Siebdruck, mit Bearbeitungen von Hübeners Flugblättern. Außerdem zeigen wir abstrakte Arbeiten von Anna Grath, die Versatzstücke unserer Alltagswelt integrieren. Die ganze Schau wird ziemlich groß: um die 2.000 Quadratmeter.

In „something desired“ steckt ein Wollen, etwas, das man für die Sammlung begehrt.

„something new, something old, something desired“, ab 18. 2. Hamburger Kunsthalle, Galerie der Gegenwart

Man hat immer Wünsche. Zum Beispiel einen größeren Auftritt der Fotografin Annette Kelm. Von der gibt es die Serie „Die Bücher“, nüchterne Farbfotografien von Buchcovern, die während des Nationalsozialismus verbrannt wurden. Wir hoffen natürlich, dass hier Mäzene, Unterstützer oder Stiftungen einen Ankauf ermöglichen, aber kuratorisch geht es uns um die Verbindung. Bei Kelm zu den Rußarbeiten von Jannis Kounellis.

Aber gerät man als Kuratorin nicht an Grenzen, wenn man sich auf die eigene Sammlung konzentrieren muss?

Natürlich ist eine Sammlung begrenzt, das ist kein Wunschkonzert. Aber spannend für eine Sammlungskuratorin ist es, mit der Sammlung arbeiten zu können. Mir sind Sonderausstellungen und Sammlungspräsentationen gleichermaßen wichtig: Man hat hier trotz aller Begrenzungen tolle Möglichkeiten, durch neue Zusammenstellungen und Nachbarschaften andere Aspekte herauszukitzeln!

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