Töten erstmals Option

Kolumbien hat die einst von Drogenboss Escobar eingeflogenen und sich nun rasant vermehrenden Flusspferde zu einer „invasiven Art“ erklärt

Nach monatelangem Zögern haben die kolumbianischen Behörden die berühmten Flusspferde des verstorbenen Drogenbarons Pablo Escobar zur „invasiven Art“ erklärt. Das Umweltministerium zieht ihre Tötung „als notwendige Option“ in Betracht und stützt sich dabei auf eine Studie des Alexander-von-Humboldt-Instituts in Bogotá und des Instituts für Naturwissenschaften der Nationalen Universität.

Die rund 130 Flusspferde laufen nördlich von Bogotá in der Nähe des Magdalena-Flusses frei herum. Sie stammen von den wenigen Exemplaren ab, die Escobar einst für seinen Privatzoo auf der Hacienda Napoles angeschafft hatte.

Den Behörden zufolge bedrohen die eigentlich südlich der Sahara beheimateten, Gras fressenden Riesen die örtliche Tierwelt und die am Fluss lebenden Menschen. Da die Sterilisierung der bis zu 1,8 Tonnen schweren Tiere teuer und schwierig ist, bleibe „die Keulung als Option auf dem Tisch“, sagt David Echeverri, Leiter der regionalen Umweltbehörde Cornare, die für die Sterilisierungen zuständig ist. „Es könnte der einzige Weg sein, um zu verhindern, dass sich das Problem verschlimmert.“

Escobar hatte das Medellín-Drogenkartell aufgebaut und einen Privatzoo aufgebaut, bevor er 1993 von der Polizei erschossen wurde. Danach wurden alle Tiere an andere Zoos verkauft. Nur die Flusspferde blieben auf dem Anwesen und vermehrten sich.

Inzwischen sind sie die wohl größte Flusspferdpopulation außerhalb Afrikas, laut Studien könnte sie sich in zehn Jahren noch vervierfachen. Bisher gelang es Cornare lediglich, elf Flusspferde zu sterilisieren und 40 weiteren per Pfeil Verhütungsmittel zu verabreichen. Das kostete umgerechnet mehr als 87.000 Euro und konnte die Vermehrung nicht stoppen. „Alles, was mit Nilpferden zu tun hat, ist komplex, teuer und gefährlich“, sagt Cornare-Leiter Echeverri. „Auf eine durchgeführte Operation kommen zehn Tiere, die geboren werden.“

Der ehemalige Umweltminister Manuel Rodríguez warnt vor einer Gefahr vor allem für Fischer. 2021 berichtete Cornare von zwei Angriffen von Nilpferden auf Menschen. In Afrika töten Flusspferde jährlich Hunderte Menschen. „Wir könnten eine Tragödie erleben“, so Rodríguez. (afp)