Angeklagt wegen Klitschko-Spende

Fünf Jahre nach seinem Rauswurf beim Energieversorger EWE muss sich Ex-Vorstandschef Matthias Brückmann vor Gericht verantworten. Der Grund: eine Großspende an Wladimir Klitschkos Stiftung

Wladimir Klitschko habe ihm gleich beim ersten Treffen das Du angeboten – das berichtete der Ex-EWE-Vorstandschef Matthias Brückmann am Mittwoch im Landgericht Oldenburg. Auf Bitten eines Freundes habe er den Ex-Boxweltmeister im Frühjahr 2016 in einem Hamburger Hotel abgeholt und zum Fußball chauffiert. So begann die Geschichte einer Großspende von 253.000 Euro des norddeutschen Energieversorgers für eine wohltätige Stiftung des jüngeren Klitschko-Bruders. Sie kostete Brückmann den Job bei EWE. Fünf Jahre nach dem Rauswurf sitzt er auf der Anklagebank.

Als Untreue in einem besonders schweren Fall wertet die Staatsanwaltschaft die Tat. Verantworten müssen sich Brückmann und ein noch aktives EWE-Vorstandsmitglied, von dem die zweite Unterschrift unter die Spende kam. Sie hätten gehandelt „im Wissen, dass ihr Vorgehen gegen die Konzernrichtlinie Spenden verstieß“, sagte die Staatsanwältin zum Prozessauftakt. Gegen Brückmann gibt es noch weitere Untreue-Vorwürfe: Er soll zweimal private Gäste auf Firmenkosten nach Oldenburg eingeladen haben.

Zu Klitschkos 40. Geburtstag flog Brückmann nach Kiew. Bei einem Galaabend wurde Geld für dessen Stiftung gesammelt. „Ich fühlte mich sehr geehrt“, sagte Brückmann. Er sei „wirklich tief beeindruckt“ gewesen von Klitschkos Einsatz für Kinder in der Ukraine. Und als zum Ende des Abends nicht mehr viel zum Ziel von drei Millionen US-Dollar fehlte, sprang er in die Bresche.

„Ja, ich habe die Spende zugesagt“, sagte Brückmann. „Das war mein größter politischer Fehler“ in bis dahin 15 Jahren Arbeit als Vorstand in Aktiengesellschaften. Denn daheim kamen ihm Zweifel, ob er seine Vorstandskollegen vom Sinn der Spende überzeugen könne. Deshalb sollte daraus eine Sponsoring-Aktion werden: mit Klitschko als Werbeträger für EWE, mit einem Besuch des weltberühmten Boxers einschließlich Eintrag ins Goldene Buch und einem Auftritt beim Basketballteam EWE Baskets Oldenburg. Aber schließlich zahlten Brückmann und sein Kollege im Oktober 2016 das Geld doch als Spende.

Ob er allein so viel spenden durfte? Dazu blieb Brückmann in seiner Einlassung vage und kritisierte „intransparente Regeln“ bei EWE. Stattdessen berichtete er von Intrigen im Aufsichtsrat und von Hetze der Presse. Das ließ sich so verstehen, als habe der reformfreudige Manager in dem eher bedächtigen Unternehmen im Besitz der norddeutschen Städte und Landkreise angeeckt.

Im Februar 2017 wurde Brückmann entlassen. Am Landgericht Oldenburg prozessiert er seit 2018 mit seinem Ex-Arbeitgeber um entgangenes Gehalt und seine Altersversorgung. Die Klitschko-Stiftung zahlte die verhängnisvolle Spende zur Hälfte zurück. Brückmann bot wie schon früher an, einen möglichen Schaden aus eigener Tasche zu begleichen.

Der zweite Angeklagte wies den Vorwurf der Untreue zurück. Er habe unterschrieben, weil er davon ausgegangen sei, dass Brückmann alles korrekt vorbereitet habe. (dpa)