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: Und siegt und siegt und siegt

Wolfsburg und München dominieren den Frauenfußball. Braucht es da überhaupt noch eine Rückrunde?

Wer optimistisch auf den Fußball schaut, also Fans vor dem Anpfiff, kann sagen: Das war ja noch gar nicht die Rückrunde. Die 0:3-Schlappe, mit der Turbine Potsdam am Samstag vom VfL Wolfsburg in die eigene Kabine geschickt wurde, die gehört ja offiziell noch zur Hinrunde der Frauenbundesliga. Turbine hatte den x-fachen Meister zum Nachholspiel in das Karl-Liebknecht-Stadion gelockt.

Etwas realistischer geschaut, gilt: Der VfL Wolfsburg dominiert gemeinsam mit dem FC Bayern München wesentlich souveräner die Bundesliga, als die Tabelle, die ja eh immer lügt, zu vermitteln vermag. Beide haben neun Siege aus zwölf Spielen. Hoffenheim, Frankfurt oder der Fünfte Potsdam scheinen mit acht bzw. sechs Siegen gar nicht so weit hinterher zu sein, aber: Was passiert, wenn’s drauf ankommt, das haben die Wolfsburgerinnen bewiesen: Dann siegen sie halt.

Am nächsten Wochenende, wenn größere Teile der Sportöffentlichkeit nach Peking schauen, werden Wolfsburg den Tabellenzehnten Bremen und München den -elften Sand abservieren. Das wird ja eine spannende Rückrunde.

Turbine Potsdam ist von den, sagen wir ruhig in einem sehr erweiterten Sinn: sechs Spitzenklubs (faktisch sind es nur zwei, die um den Titel spielen) der einzige wirkliche Frauenklub. Die anderen sind ausgelagerte Abteilung. Die Wolfsburgerinnen sind Teil des Fußballunternehmens „VfL Wolfsburg-Fußball GmbH“, die Münchnerinnen sind die Frauenabteilung der „FC Bayern München AG“, ähnlich ist es in Hoffenheim und Leverkusen und seit noch nicht so langer Zeit in Frankfurt.

Was wir auf dem Rasen erleben, sind Erfolge auf Abruf: So lange es von den Wirtschaftsbilanzen des Männerfußballs gedeckt und dem Image zuträglich ist, wird massiv in den Frauenfußball investiert. Sobald das stottert, geht es den Fußballfrauen wie den Frauen in den VW- und den Bayer-Werken: Hier kann am leichtesten gespart werden.

Die Stärke des Frauenfußballs droht genau ein Opfer des großen Zuspruchs zu werden: Je mehr die Autonomie geopfert wird, je mehr externe Finanzquellen reingelassen werden, desto wackliger wird das Gebäude. Das ist schon deswegen ärgerlich, weil es alternativlos ist: Wer in dieser Gesellschaft Aufmerksamkeit will, muss sie von genau denen erheischen, die das Sagen haben. Aber die haben ja nicht das Sagen, weil sie für das Bessere stehen.

Martin Krauss