Die Sammler sorgen sich um Einkünfte

SPENDEN In der Krise sitzt das Geld nicht mehr so locker wie früher

Wer den Gürtel enger schnallt, kann nicht mehr so leicht die Münzen aus der Hosentasche herauskramen – das bemerken gerade die SpendensammlerInnen in Berlin. Die Wirtschaftskrise setzt auch die Wohltätigkeitsbranche unter Druck.

„Die Leute spenden jetzt bewusster als noch vor einem Jahr“, berichtet Silke Prziwara vom SOS-Kinderdorf Moabit, wo knapp 20 Kinder vor Ort betreut werden. Früher habe es mehr allgemeine Geldspenden gegeben, heute kauften die Menschen lieber etwas Konkretes wie Spielzeug, so Prziwara. Diesen Trend gebe es schon seit Jahren – durch die weltweite Finanzkrise habe er sich jedoch beschleunigt.

Auch die Berliner Linkspartei muss dieses Jahr mit weniger Geld auskommen. „Das Spendenaufkommen ist deutlich zurückgegangen“, sagt Landesschatzmeisterin Silvia Müller. Sie merke, dass die Menschen ihr Geld zusammenhalten. Erschwerend komme für den Landesverband hinzu, dass es für die Bundestagswahl eine nationale Spendenkampagne gebe.

Auch eine Wertekrise

Rüdiger Kunz vom Deutschen Roten Kreuz Berlin diagnostiziert nicht nur eine Wirtschaftskrise, sondern auch eine Wertekrise: „Unser Spendenaufkommen ist schon seit etwa zehn Jahren rückläufig.“ Intensiv würden die Menschen dagegen weiterhin bei Katastrophen spenden wie etwa beim Hochwasser in New Orleans.

Viele Spendensammler haben jetzt schon Weihnachten im Blick. „Unsere Sammler sind allerdings unsicher, wie es dieses Jahr laufen wird“, sagt Christoph Regierer vom Vorstand der Stiftung Rotary Club Berlin mit Blick auf die anstehende Spendenhochsaison. Bisher habe er immerhin noch keinen krisenbedingten Einbruch im Non-Profit-Sektor beobachtet. Trotzdem warnt er: „Privates Engagement muss gerade jetzt ausgebaut werden.“ BASTIAN BRINKMANN