„Man muss mit den Augen eines Jugendlichen, eines Kindes, die Punkte in Werken finden, die begeistern“

Die Staatsoper Hamburg bringt Sam Penderbaynes musiktheatrale Adaption des Jugendfilm-Klassikers „Fucking Åmål“ auf die Bühne

„Fucking Åmål“: Jugendoper von Samuel Penderbayne, Staatsoper Hamburg, Probebühne 1, Premiere: Freitag, 21. 1., 19 Uhr, Einführung: 18.15 Uhr

InterviewLenard Brar Manthey Rojas

taz: Frau Kausche, was erwartet das Publikum beider OperFucking Åmål – Unser kleines Scheißkaff“?

Anna Kausche: Die Geschichte von Jugendlichen, die in einem kleinen Kaff leben und dort zur Schule gehen. Sie schlagen sich mit all den Problemen herum, die wohl jeder junge Mensch kennt: Außenseitertum, Mobbing, die erste große Liebe. Das Publikum erwartet zudem eine zunächst minimalistisch wirkende Bühneneinrichtung, die dann aber mit bunten Kostümen und durch einige Überraschungen zum Leben erweckt werden. Und die Musik des in Hamburg lebenden Komponisten Samuel Penderbayne, die uns in einen neuen musikalischen Kosmos führt.

Können Sie beschreiben, wie er komponiert?

Er verbindet die ganz klassische Opernliteratur mit Musical und poppigen Nummern. Er ist jemand, der neu denkt und keine Angst davor hat, auch Musical-Songs mit in die Opernwelt miteinzubringen. Das ist eine sehr spannende Mischung.

Was genau unterscheidet eine Jugendoper von einer gewöhnlichen Oper?

Im Fall von „Fucking Åmål“ der Inhalt. Es geht um ganz typische Jugendthemen: Liebe, Schulstress, Zugehörigkeiten, Partys. Definitiv auch die Länge. Wir haben hier keine Drei-Stunden-Oper mit zwei Pausen. Es geht in einem Rutsch durch. Wir kommen auf knapp 90 Minuten Opernerlebnis. Und es spielen Jugendliche für Jugendliche, in diesem Fall der Chor, The Young ClassX Ensemble, und das Felix-Mendelssohn-Jugendorchester.

Diese Jugendoper basiert auf dem FilmRaus aus Åmål“ von Lukas Moodysson. Inszeniert man anders, wenn ein Film als Vorlage dient und nicht ein Buch oder ein Theatertext?

Ja, tatsächlich. Ein Film wird schneller erzählt. Man muss ganz anders mit Szenen umgehen, die durch Schnitte voneinander getrennt werden.

Das heißt?

In klassischen Opern gibt es oft viel weichere Übergänge. Bei einer Filmadaption gibt es ganz andere Kniffe, bei denen man gucken muss, wie man die miteinander verbindet. Vor allem, wenn man nicht die Möglichkeit hat, durch Zauberhand von einer Straße in das Kinderzimmer einer Jugendlichen zu kommen. Da ist natürlich Fantasie gefragt und damit wird auch gespielt.

Foto: Paul Galke

Anna Kausche

34, ist Musiktheater- und Konzertpädagogin.

Wie begeistert man ein junges Publikum für die Oper?

Man muss mit den Augen eines Jugendlichen, eines Kindes versuchen, die Punkte in den Werken zu finden, die begeistern können – sei es musikalisch, sei es inhaltlich, diese herausgreifen, vermitteln und näherbringen.

Was heißt das?

Gerade für Schulklassen würde ich immer empfehlen, vorher unsere Workshops und Opern-Intros zu besuchen, um auf diese Art und Weise in die Stücke einsteigen zu können. In unserem Format „OpernInsider“ waren wir mit einer Gruppe junger Erwachsener in „Hoffmanns Erzählungen“. Vorher hatten wir eine kleine Einführung gemacht, erklärt, worum es geht, und Einblicke in die Musik gegeben. Wir haben auch über die Entstehungsgeschichte hier am Haus gesprochen und gezeigt, was man eigentlich braucht, um eine Oper entstehen zu lassen. Darauf aufbauend war es ein spannendes Erlebnis für die jungen Leute.