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Auf der sicheren Seite

Finanzverwaltungen locken mit bezahlter Ausbildung und hohem Praxisanteil ins duale Studium zur Diplom-FinanzwirtIn. Die Chance auf einen festen Job sind hervorragend. Schon nach wenigen Jahren winkt die Übernahme ins Beamtenverhältnis

­Von wegen Bürojob: FinanzbeamtInnen im Außendienst werden in Mecklenburg-Vorpommernmit kugel­sicheren Schutzwesten ausgerüstet Foto: Jens Büttner/dpa

Von Joachim Göres

„Kluge Köpfe gesucht“ – unter diesem Motto werben die Finanzämter in Niedersachsen für ihr duales Studium. Es startet im August und dauert drei Jahre. Zum Beginn der Ausbildung werden monatlich 1.269 Euro gezahlt, außerdem locken die Finanzämter nach erfolgreichem Abschluss zur Diplom-FinanzwirtIn mit einem sicheren Arbeitsplatz. „In der Regel werden Ortswünsche berücksichtigt. Die Berufsperspektiven sind sehr gut“, sagt Stephanie Sieker, Juristin beim Finanzamt Lüneburg.

In den drei Jahren wechseln sich drei- bis sechsmonatige Studienphasen an der Steuerakademie Rinteln mit der praktischen Ausbildung im Finanzamt ab. Das Studium umfasst Fächer wie allgemeines Steuerrecht, Bilanzsteuerrecht, Privatrecht und öffentliches Recht. „Man lernt, wie Gesetze funktionieren und wie man sie anwendet“, sagt Sieker und fügt hinzu: „Aber man beschäftigt sich nicht wie im Jurastudium viele Jahre lang nur mit der Theorie, sondern kann das Gelernte gleich während der Ausbildung im Finanzamt in der Praxis einsetzen.“

Dazu gehört das Bearbeiten von Steuererklärungen und Einsprüchen, die Überprüfung von Zahlungseingängen sowie der Einsatz bei Außenprüfungen unter Anleitung von erfahrenen KollegInnen.

„Das ist eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit“, findet Christine Kreis. Die 20-Jährige hat sich für das duale Studium beim Finanzamt Lüneburg auch aus finanziellen Gründen entschieden – für ein Uni-Studium hätte sie nebenher arbeiten müssen. Zudem denkt sie an ihre persönliche Zukunft: „Durch Gleitzeit und Teilzeitarbeit kann man den Beruf beim Finanzamt gut mit der Gründung einer Familie vereinbaren“, so Kreis. „Mich hat auch ein naturwissenschaftliches Studium interessiert, doch beim dualen Studium Finanzwirt finde ich den hohen Praxisanteil besser“, sagt die 21-jährige Sophie Wulf. „Die Aussicht auf einen sicheren Bürojob gefällt mir gut.“

Auch mit der theoretischen Ausbildung in Rinteln sind die beiden zufrieden: In festen Gruppen mit maximal 25 Personen fühlen sie sich wohl, auch wenn das ganze mehr an Schulunterricht als an ein Studium erinnert. Die Teilnahme ist Pflicht. Die schriftliche Hauptarbeit besteht aus einer rund 20 Seiten langen Ausarbeitung, bei der Themen wie „Kann man Bußgelder von der Steuer absetzen?“ vorgegeben werden. Für die Laufbahnprüfung wird das Wissen in fünf Klausuren und einer mündlichen Prüfung abgefragt.

Die Gefahr, dass man im 30.000 Einwohner zählenden Rinteln vom Lernen abgelenkt wird, ist gering. Der Werbeflyer fürs duale Studium spricht vom „vielfältigen Freizeitangebot“, wozu ein „Frei- und Hallenbad, ein Bowlingcenter, ein Kino, Cafés, Bars und Restaurants“ gehören.

„Durch Gleitzeit und Teilzeitarbeit kann man den Beruf beim Finanzamt gut mit der Gründung einer Familie vereinbaren“

Christine Kreis, Studentin an der Steuerakademie Rinteln

„Man sollte sich durch dicke Gesetze nicht abschrecken lassen und bereit sein, zu lernen und sich fortzubilden“, empfiehlt Kreis, während Wulf einen anderen Aspekt anspricht: „Man hat viel mit anderen Menschen zu tun, zum Beispiel mit Steuerberatern. Kommunikation spielt eine große Rolle.“ Wulf will erst mal in den Innendienst, später kann sie sich eine Tätigkeit bei Betriebsprüfungen oder der Steuerfahndung vorstellen.

Gerade im Außendienst sind BewerberInnen gefragt. Nach Schätzungen der Deutschen Steuer-Gewerkschaft gehen dem Staat jährlich Einnahmen in Höhe von 50 Milliarden Euro durch Steuerhinterziehung verloren. Wegen fehlender SteuerfahnderInnen ist in Bremen im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr die Zahl der Fahndungsprüfungen um mehr als zehn Prozent gesunken.

„Zwei Jahre braucht man als Berufsanfängerin, um in allen Themen sicher zu sein“, fasst Jessica Hehlke ihre Erfahrung zusammen. Die Steuerinspektorin hat nach bestandener Laufbahnprüfung beim Finanzamt Lüneburg drei Jahre die Steuererklärungen von Unternehmen bearbeitet. Jetzt steht die 24-Jährige vor der Verbeamtung auf Lebenszeit. „Ich weiß von meiner Mutter, wie schwierig es für sie war, eine Stelle in der freien Wirtschaft zu finden. Umso mehr schätze ich die Sicherheit, die mir meine Arbeit gibt.“

Informationen auf www.mit-sicherheit-karriere.de (Niedersachsen),

www.hamburg.de/studium-diplom-finanzwirt,

www.karriere.bremen.de/finanzverwaltung-10795, www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/A/ausbildung_landsh/Berufe/FinanzwirtIn_Diplom.html,

https://karriere-in-mv.de/finanzwirt