Bummel aufs Kapitol

Warum gehen immer nur die Idioten spazieren?

Spazierfüßefoto: ap

Ein Spaziergang, das weiß jedes Kind, das je zum sinnlosen Festtagsfußmarsch mit dem angereisten Familienverband verdonnert wurde, ist wirklich kein Spaziergang, sondern ein Holz-, Kreuz- und Leidensweg. Durch Graupel und Niesel wankt man mit fetten Onkels und bösen Tanten, deren zernichtete Visagen für alle Welt sichtbar von Verwandtschaftsverhältnissen künden, die man lieber geheim gehalten hätte. Lautstark und ungefragt tun sie ihre Meinungen kund, bis die Ohren bluten und die Engel weinen. Am Ende dieses Pfades der Tränen harrt nicht etwa das „Hoffnungsglück“ aus Goethes Ostermarsch, sondern eine blöd im Mischwald herumstehende Landmarke mit verwitterter Erklärtafel, danach wird stumpf und stier zurückgelatscht. Es verwundert nicht, dass erst Pegida-Pöbel und nun Corona-Krakeeler den Menschheitsirrweg „Spaziergang“ zum Markennamen ihrer Polit-Krawalltouren machten. Die abschreckende Wirkung der Gruppenlatscherei auf die Jugend nutzend, sollte man künftig auch vom „Bummel aufs Kapitol“ der Trumpisten und „Hitlers Promenade zur Feldherrnhalle“ sprechen, wenn die entsprechenden Gedenktage anstehen.