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Wenn Laubbläser viel Lärm um nichts machen

Berlin-­Neukölln

327.945 Einwohner.

Den Stadtbezirk kennen seit der TV-Serie „4Blocks“ doch eigentlich alle, oder? Wer’s adretter mag: Auch Berlins neue Regierende Bürgermeisterin hat hier mal angefangen. Neukölln also: Vorhölle und Karriere­sprungbrett.

Der Tag fängt gut an, blauer Himmel, klare Luft, noch schläft der Großteil der NeuköllnerInnen am diesem Montagmorgen, an dem man wie üblich die Spuren des Party-Wochenendes im Szenekiez als Müll am Boden sieht. Doch halt! Hell leuchtend im Licht der aufgehenden Sonne schiebt sich ein sechsköpfiger Menschentrupp in leuchtend orangefarbener Funktionskleidung durch meine Straße – und macht ein unglaubliches Getöse: Laubbläser!

Angetrieben von Dieselgeneratoren auf den Rücken der Orangen – die dem Lärm noch ordentlichen Gestank hinzufügen. Eine unüberseh- und unüberhörbare Aktion also an diesem frühen Morgen – die allerdings, was ihr eigentliches Ziel der Müllbeseitigung betrifft, komplett folgenlos bleibt. Denn die lauten Bläser pusten nur ein bisschen Staub von den zerstörten Möbeln, alten Bildschirmen und müllgefüllten Einkaufswagen, die so an Neuköllner Straßenrändern stehen – Richtung Straßenmitte, wo er dann vom ihnen folgenden Straßenfegerwagen aufgesaugt wird.

Doch nicht einmal die Reste des Herbstlaubs, die noch am Straßenrand liegen, können die Krachmacher bewegen. Sie sind von Regen und Frost zu dicken schweren Klumpen erstarrt.

Alke Wierth

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