Iraks Regierung weiß nichts von Folter

Das britische Verteidigungsministerium wusste seit April von einem „Fehlverhalten“ irakischer Soldaten gegenüber Terrorverdächtigen. Bei einer Militäroperation in Bagdad werden mindestens 100 Verdächtige festgenommen

BAGDAD ap/rtr ■ Ein irakischer Regierungssprecher hat erklärt, falls es zu Misshandlungen von Gefangenen gekommen sei, seien diese nicht von der Regierung in Bagdad gebilligt. Die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen, betonte Laith Kuba.

Er bezog sich dabei auf Vorwürfe, die die britische Sonntagszeitung Observer veröffentlicht hatte. Darin hatte es unter anderem geheißen, dass Terrorverdächtige im irakischen Polizeigewahrsam gefoltert worden seien. Britische Hilfsgelder für den Aufbau der Sicherheitskräfte seien in den Händen von Kommandos gelandet, die aus dem irakischen Innenministerium heraus operiert hätten.

Die britische Regierung wies den Vorwurf zurück, für die Polizei bestimmte Gelder seien an Geheimkommandos gegangen. Das Verteidigungsministerium in London erklärte, es sei bereits im April über ein „Fehlverhalten“ informiert worden.

Die amerikanischen und irakischen Streitkräfte begannen gestern eine neue Operation gegen die Aufständischen im Irak und nahmen mindestens 100 Verdächtige fest. An dem Einsatz waren am Montag 600 irakische und 250 amerikanische Soldaten beteiligt, wie die US-Streitkräfte mitteilten. Die Operation richtete sich gegen Aufständische in den Bagdader Stadtteilen westlich des Flughafens.

Auch gestern kam es wieder in mehreren Städten zu tödlichen Angriffen von Aufständischen. Von dem am Vortag entführten ägyptischen Diplomaten gab es zunächst keine Spur. Wie ägyptische und irakische Behörden mitteilten, hat sich bisher niemand zu der Verschleppung bekannt.

Der britische Verteidigungsminister John Reid sagte, die irakischen Truppen könnten schon in einem Jahr die Führung im Kampf gegen die Aufständischen übernehmen. Der Kampf könne zwar noch lange dauern, sagte Reid. Dies bedeute aber nicht, dass die internationalen Truppen ihn so lange anführen müssten. Mindestens zwölf der 18 irakischen Provinzen bezeichnete Reid als relativ friedlich.

Die verfassungsgebende Versammlung des Irak will am Mittwoch ihre Arbeit aufnehmen. An diesem Tag werden die 15 nominierten Sunniten dem Ausschuss offiziell beitreten. Der Liste mit den 15 Namen hatten zuvor 50 sunnitische Geistliche und Politiker zugestimmt. Außerdem sitzen in der Versammlung 55 gewählte Abgeordnete. Laut Zeitplan soll die Kommission bis Mitte August ihre Arbeit beendet haben.