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Die Entdeckung der Aufmerksamkeit

„Lob der Langsamkeit: Warum wir mit Tempo 25 in der Stadt eher am Ziel sind – und sicherer, klimafreundlicher, entspannter und gesünder sowieso“, taz vom 11./12. 12. 21

Super Beitrag! Meine eigene Erfahrung, im Auto mit Tempo 25 durch die Stadt zu fahren, war völlig ungewollt. Meine Freundin hat einen neuen Wagen, so einen, bei dem es derart viele Knöpfe und Schalter gibt, dass ich von denen immer nur die für den Scheibenwischer, das Licht und den Blinker benutze.

Einmal aber war ich an einen anderen Schalter geraten, ohne dass ich es gewollt hätte, noch hatte ich gewusst, welcher es denn gewesen war. Das Ergebnis war: Der kleine Rennwagen fuhr auf einmal nur noch Tempo 25. Erst nahm ich noch wahr, dass mich die hinter mir Fahrenden etwas „eilig“ anguckten, als sie mich überholten.

Aber als ich mich an des Tempo gewöhnt hatte, sah ich plötzlich meine doch eigentlich so vertraute Umgebung mit anderen Augen! So, als wenn ich zum ersten Mal dort langfahren würde! Mir fielen Dinge auf, die ich nie bemerkt hatte, weil man dort sonst immerzu vorübersauste. Als meine Freundin den Tempomat später wieder ausgeschaltet hatte, ließ ich mir nicht zeigen, wo dieser Knopf ist. Würde ich aber diesen Schalter noch einmal „erwischen“, dann hätte ich wieder eine total entspannte Fahrt vor mir – bei der man, was für ein Wunder, in der Stadt ans Ziel kommt, ohne gestresst zu sein. Jan Freisleben, Bremen

Arbeitsteilung – grün und clever?

„Kampf ums Tempolimit: Deutsche Umwelthilfe attestiert Ampel-Regierung ein ‚Totalversagen‘ im Verkehrsbereich. Sie will eine Höchstgeschwindigkeit für Autobahnen einklagen“, taz vom 16. 12. 21

Könnte es sein, dass die Grünen diese Klage parallel zu den Koalitionsverhandlungen eingefädelt haben? Und deshalb das Thema der FDP überlassen haben? Weil sie wussten, dass es auf einem anderen Kanal geregelt wird? Das wäre super-clever. Dann wäre das Geschimpfe der Deutschen Umwelthilfe (DHU) auf die Ampel nur Tarnung. Sehr gut.

Manfred Stengel, Hamburg

Lässt die Ampel Assange im Stich?

„Gericht ebnet Weg für Auslieferung. Ein herber Rückschlag für den Wikileaks-Gründer Julian Assange: Ein Londoner Gericht hebt das Auslieferungsverbot an die USA auf“,

taz vom 11./12. 12. 21

Guten Tag Herr Lauterbach! Wie schätzen Sie die gesundheitliche Verfassung von Julian Assange heute ein, Herr Minister? Stehen Sie weiter hinter dem Appell „Julian Assange aus der Haft entlassen!“, den Sie noch im Februar 2020 unterzeichnet haben? Oder war das alles nur Wahlkampf?

Sollten Sie für Ihr Wort eintreten wollen, bieten sich in der neuen Regierung doch nun einige Möglichkeiten: Wolfgang Kubicki von der FDP hat den Aufruf genauso unterzeichnet wie Sie, Vizekanzler Robert Habeck hat in einem Interview etwas holprig eine „Freilassung von Julian Assange“ gefordert. Es liegt also offenbar ein parteiübergreifender Konsens vor.

Man will uns doch vermitteln, dass in Ihrer neuen Fortschrittsregierung alles familiär und kooperativ abläuft – also kooperieren Sie! Sollte nicht die neue Außenministerin Annalena Baerbock bei ihrem nächsten Treffen mit US-Amtskollege Blinken die Haltung der deutschen Regierung in Sachen Assange klar formulieren und bei einer Fortführung des Verfahrens Sanktionen in Betracht ziehen? In den Sinn kommt mir da spontan die Schließung der US-Airbase Rammstein, über welche zuletzt im August der Drohnenmord an sieben unschuldigen Kindern ermöglicht wurde.

Die Freiheit ist Julian Assange schon vor vielen Jahren genommen worden, Gerechtigkeit erfährt er in dem gegen ihn laufenden Prozess mitnichten, nachhaltig beschädigt wird nur das Vertrauen in Ihre Regierung, wenn sie sich jetzt, da Sie in Verantwortung sind, wegducken und versuchen die Sache auszusitzen – bis Assange im Gefängnis den Tod findet. Sie haben Veränderung versprochen; Sie sind nun allesamt in der Position, wirklich etwas zu verändern. Jan Mecking, Münster