momentaufnahmen
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Wenn 22 Wochen keine fünfeinhalb Monate sind
Oh, wie hatte ich mich gefreut auf meine Auffrischungsimpfung. Mit einer kleinen Restangst, ob es mich schlimmer niederstrecken würde als die letzten beiden Male, betrat ich die neu eingerichtete Impfstelle in Bremen-Mitte. Im Windfang plauderte ich mit einem Mit-Impfling („Biontech?“, „Moderna“); wir gratulierten uns dazu, in diesem Bundesland zu leben, in dem man keinen Chatgruppen beitreten muss, in denen man erfährt, wo man gerade einen Impftermin schießen kann. In Bremen kann man Termine zeitnah zentral buchen, ohne Warteschleifen, abstürzende Websites …
Vergessen hatte ich, warum die Organisation so gut läuft. Weil der Stoff rationiert wird. Weil die zuerst bekommen, die es nötiger haben und nicht schneller sind als alle anderen. Deshalb achtet Bremen derzeit streng darauf, dass die letzte Impfung mindestens sechs Monate zurückliegt, und drückt ein Auge zu, wenn es fünfeinhalb sind. Das traf in meinem Fall sogar zu. Nur hatte ich Wochen gezählt, nicht Monate. Und 22 Wochen, so lernte ich, sind keine fünfeinhalb Monate. Ich verlor die Contenance, die junge Ärztin blieb cool, ich musste gehen. Ohne meinen Boo-hoo-ster. Eiken Bruhn