„Eine kritische Haltung“

Vortrag: Gewaltfreies Handeln im Widerstand

■ 52, ist diplomierter Sozialökonom und leitet das Institut für konstruktive Konfliktaustragung und Mediation e.V. in Hamburg.

taz: Herr Lünse, wie kommt eine Widerstandsbewegung zustande?

Dieter Lünse: Es bedarf Menschen, die den Mut haben, Zivilcourage für viele zu formulieren. Es sind nicht Millionen nötig, aber einige Tausend, die als Dammbrecher fungieren und anderen signalisieren: Gemeinsam sind wir stark.

Welche Parallelen sehen sie zwischen der Revolution in der DDR und Ländern wie Liberia und Ägypten?

Der Widerstand in diesen Ländern war stets ein gewaltloser, der zuvorderst von Bürgerrechts- und religiösen Gruppen in die Hand genommen wurde. Die Antwort der Kritisierten war stets die Kriminalisierung des Widerstandes. Allerdings vermag der friedliche Widerstand eine neue Legitimität für sein Handeln herzustellen. Dies bedarf gründlicher Vorbereitung. In Ägypten pochten die Menschen auf ihre Versammlungsfreiheit. Die Regierung kam dagegen nicht mehr an. Durch die Vorbereitung wurde es geschafft, die Kriminalisierung auszuhebeln.

Wird das in Ägypten Erreichte auch weiterhin Bestand haben?

Es werden Menschen gebraucht, die politisch versiert sind. Ihre Aufgabe wird es sein, die Bürokratie aufrecht zu erhalten und neu zu gestalten. Die Verantwortung liegt aber letztlich bei uns allen, da es in allen, vom Widerstand kritisierten Bereichen Parallelen zu anderen Ländern gibt.

Ist Widerstand Pflicht?

Wir brauchen stets eine kritische Haltung zu Tendenzen des Eigennutzes und der Gier, um Menschenrechte im Einklang zu halten. Es ist Aufgabe der Politik, die Menschen zum gewaltfreien Widerstand zu erziehen. INTERVIEW: ALW

Vortrag: Wirkung der Zivilcourage: 18 Uhr,Universität Hamburg, Raum 504, Von-Melle-Park 8