DIE POLIZEI UND DER TOD
: Akrobat

Keine Chance, der Tod entwischt mit seinem Schlauchboot

Er hatte damit gerechnet, dass die Polizei kommt, allerdings nicht schon nach nur acht Minuten. Als Johannes Stubenvoll am Samstag in seiner Rolle als Clown an den Molekülmännern in der Spree hochklettert, fühlt sich die Polizei dazu berufen, einzugreifen. Schließlich sind die 30 Meter hohen Aluminiummänner des amerikanischen Künstler Jonathan Borofsky Eigentum der Allianz.

Zu der Akrobatikperformance gehört der Tod, den Elias Liermann verkörpert. Als die Polizei kommt, steht also der Tod unten in einem zwischendurch immer wieder aufblasbedürftigen Schlauchboot und salutiert. Das ungefähr 200 Hippies starke Publikum am Ufer kommentiert in fünf Sprachen, bangt, lacht, staunt. Es riecht nach Gras, zwei Livemusiker trommeln Spannung herbei, ein Beleuchter lenkt den Lichtkegel und die Aufmerksamkeit auf den Clown. Der klettert bis auf den Scheitel der Figuren, schwingt an einem Seil, lässt sich ungesichert kopfüber hängen. Sogar die Polizisten fotografieren ihn beeindruckt. Dann versuchen sie, mit dem Tod zu verhandeln, der unter den Skulpturen seine Kreise zieht. Keine Chance, der Tod entwischt mit seinem Schlauchboot zwischen den Füßen der Molekülmänner, da kann das Polizeiboot „Eisvogel 32“ nicht hinterher.

Nach mehreren polizeilichen Ermahnungen per Megafon und nachdem die Show beendet ist, zeigt sich der Clown schließlich kooperativ, auch der Tod findet sich auf der „Eisvogel“ ein, gemeinsam verschwinden sie in der Nacht. Anderthalb Stunden später werden die Schauspieler entlassen, und der Clown, nun wieder als Johannes Stubenvoll, beteuert die ganze Zeit, wie nett die Polizisten doch gewesen seien. Die Allianz erstattet wahrscheinlich trotzdem Anzeige wegen Hausfriedensbruch. Irgendwie kriegen die Versicherungen einen immer dazu, für sie zu zahlen.

CATARINA VON WEDEMEYER