Gut bezahltes Babywickeln

Mit der Idee vom Elterngeld will die SPD bei Akademikerpaaren die Entscheidung für Kinder erleichtern. Doch die Finanzierung bleibt unklar

BERLIN taz ■ Gutverdiener bleiben, auch am Wickeltisch – das ist die Idee des „Elterngelds“, mit der die SPD Paaren Lust auf Kinder machen will. Bleibt Mutter oder Vater zum Babyhüten daheim, dann soll der Staat ein Jahr lang Lohnersatz zahlen. So will es das SPD-Programm. In der Diskussion sind 67 Prozent des Nettogehalts.

Noch herrscht in deutschen Kinderstuben das Prinzip Gießkanne: Die Eltern erhalten maximal 300 Euro – das aber drei Jahre lang. Oder sie werden ein Jahr lang mit 450 Euro alimentiert.

Das soll laut SPD-Programm künftig anders werden. Keiner soll auf Kinder verzichten, weil er hohe Lohneinbußen fürchtet. Das Elterngeld zielt auf die so genannte Problemklientel im kinderarmen Deutschland: Die Akademikerinnen. Jede dritte studierte Frau bleibt heute kinderlos. Frauen ohne Uniabschluss werden weit häufiger Mutter. Dabei hat noch keine Studie belegt, dass sich Akademikerinnen seltener Kinder wünschen. Viele aber schieben die Pläne für ein Kind auf – und mit Ende Dreißig fehlt dann der passende Mann. Das Elterngeld soll Zauderer gebärfreudig stimmen. Denn die Statistiker wissen längst: Das erste Kind ist die Hemmschwelle. Wer ein Baby hat, will meist noch ein zweites. Das Elterngeld hat noch eine andere Intention: Es soll dazu führen, für genau ein Jahr aus dem Job auszusteigen. Schließlich bedeuten drei Jahre Babypause in der heutigen Jobwelt oft das Karriere-Aus.

Auch soll ein Elterngeld mehr Väter zu Babydiensten animieren. Männer verdienen im Schnitt mehr als Frauen. Wird ein Kind geboren, steigt fast immer die Frau aus dem Job aus – auch als Zugeständnis an den Kontostand. Ein Elterngeld könnte diese Logik entkräften. Die SPD hofft auf Wandel, denn noch nimmt lediglich einer von zwanzig Vätern eine Elternzeit.

Die SPD orientiert sich bei ihrem Modell am Vorbild Schwedens. Hier ist das Elterngeld etabliert, hier nimmt jeder fünfte Vater Elternzeit. Auch „Papa-Monate“ gehören in Schweden zum Regelwerk. Zwei Monate der Babyzeit muss der Vater nehmen, sonst verfallen sie.

Unklar ist, wie die SPD das geplante Elterngeld finanzieren will. Noch klaffe hier „grob geschätzt“ eine Lücke von einer Milliarde Euro, sagte gestern Bundeskanzler Gerhard Schröder. Die Sozialdemokraten erwägen deshalb, das Ehegattensplitting abzuschaffen. Doch entschieden ist noch nichts.

COSIMA SCHMITT