„Stereotype Haltung“

VORTRAG Eine Wissenschaftlerin aus Amsterdam stellt ihre Studie „Fleeing Homophobia“ vor

■ 48, die Sozialwissenschaftlerin ist Aktivistin in der Flüchtlingsinitiative Bremen sowie der feministischen Gruppe H.u.g.g.

taz: Frau Oerter, Sie haben eine Autorin eingeladen, die untersucht hat, wie Asylanträge von Menschen behandelt werden, die aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität verfolgt werden. Warum?

Gundula Oerter: Es war uns wichtig, im Rahmen der Ausstellung „Blackbox Abschiebung“ auch deren Situation zu beleuchten, weil die in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird.

Wie viele sind davon betroffen?

Die Studie, die heute vorgestellt wird, spricht von Tausenden.

Geben die Betroffenen bei ihrem Asylantrag an, warum sie verfolgt werden?

Nicht immer, weil das ein sehr persönliches Thema ist – und die Menschen ja genau deshalb fliehen, weil sie Repressalien fürchten müssen, wenn sie offen damit umgehen. Wenn also jemand aus diesem Grund hier Asyl sucht, dann ist das ein sehr mutiger Schritt – und er oder sie braucht Schutz.

Und wie sehen die Ausländerbehörden das?

Die Verfolgung aufgrund der geschlechtlichen Identität wird zu selten als Asylgrund anerkannt – entgegen der gültigen Schengen-Richtlinien. Außerdem herrscht eine stereotype Haltung vor. Gerade erst gab es in Nürnberg den Fall einer jungen Lesbe aus dem Iran, wo die Behördenmeinung war, sie müsse ihre Homosexualität durch ihre Kleidung ja nicht so deutlich nach außen zeigen. Dann bräuchte sie auch keine Angst haben, erkannt und verfolgt zu werden. Damit spricht man ihr das Menschenrecht auf ihre ganz persönliche Identität ab. INTERVIEW: EIB

Vortrag: 19 Uhr, Zentralbibliothek. Ausstellung in der Bibliothek noch bis zum 10. Juli