Installationen bei Heit Berlin: Arbeitstitel Arbeit
Wie viel Arbeit steckt in der Kunst? Und wie bemisst diese deren Wert? Viel Arbeit auf sich genommen haben Paul Niedermayer und Michel Wagenschütz für die von ihnen kuratierte Gruppenausstellung „Working Titel“ (nicht Working Title) bei Heit. Und definitiv arbeitsaufwendig sind die von Hand gemeißelten Holzreliefs von Cornelia Herfurtner. Sie teilt ihre Zeit in künstlerische und politische Arbeit auf – als Aktivistin arbeitet sie gegen Waffenproduktion und -exporte – was sich freilich auf ihr Werk auswirkt. Ihre aus Lindenholz geschnitzten Stillleben zeigen sogenannte Schutzwaffen, deren Mitführen bei „öffentlichen Versammlungen unter freiem Himmel“ nach Paragraf 17a des Versammlungsgesetzes verboten ist. Harmlose Alltagsgegenstände wie Folien, Luftmatratzen, Schutzbrillen, Dinge, die den Körper bei „Vollstreckungsmaßnahmen eines Trägers von Hoheitsbefugnissen“ schützen können. Herfurtner fertigt die Reliefs nach Bildern aus der Öffentlichkeitsarbeit der Polizei an, in denen sich deren spezifischer Blick auf die Objekte widerspiegelt.
Leonie Nagel spielt indes auf das mühsame Erklimmen der glitschigen Stufen der Karriereleiter an. Ganz aus Seife sind ihre „Slippery Stairs“ geformt. Von den Absurditäten künstlerischer Selbstvermarktung erzählt das Video „Fantasia“ von Leon Kahane (2015). Es dokumentiert einen – unerfolgreichen – Pitch Kahanes in Russland: gestikulierende Hände, englisch-russische Gesprächsfetzen, im Hintergrund laufen auf dem Laptop Ausschnitte aus Disneys „Fantasia“. Hin und her verweisen die Assoziationen auch der anderen Arbeiten, mit Carearbeit und Konsum befassen sie sich, mit Autor*innenschaft und eben dem Wert künstlerischer Arbeit. Beate Scheder
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