WASG kritisiert PDS-Kandidaten

WASG und Migranten lehnen Kandidatur von Hakki Keskin ab: Er vertrete „türkisch-nationalistische Interessen“

Gegen eine Bundestagskandidatur von Hakki Keskin, dem Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde Deutschlands (TGD), formiert sich unter Migranten aus der Türkei heftiger Widerstand. Auch die WASG, die für die Wahl ein Bündnis mit den Sozialisten geschlossen hat, spricht sich gegen eine Kandidatur Keskins aus.

Hakan Doganay, Gewerkschafter und Landesvorstandsmitglied der WASG, erklärte gestern, dass seine Organisation Keskin für „nicht wählbar“ halte. „Die Gründungsmotivation der TGD lehnt gleiche Rechte für alle in der Türkei lebenden Ethnien ab“, sagte er gestern. Die PDS hatte am Wochenende angekündigt, Keskin zu nominieren. Er soll als Direktkandidat in Tempelhof-Schöneberg antreten und den vierten Listenplatz bekommen.

Gleichzeitig werden mit einem offenen Brief an die PDS-Politiker Lothar Bisky und Bodo Ramelow Unterschriften gesammelt. In dem Brief, der der taz vorliegt, wird dagegen protestiert, dass durch Keskins Kandidatur „türkisch-nationalistische Organisationen und Persönlichkeiten an dem Prozess der bündnisorientierten Formierung von fortschrittlichen und demokratischen Kräften beteiligt“ würden.

Die Verfasser des Schreibens, die anscheinend aus dem Umfeld der früher maoistisch orientierten Föderation der Demokratischen Arbeitervereine stammen, unterstellen der TGD, für den türkischen Staat Partei zu ergreifen. Außerdem wird dem Verband vorgeworfen, türkisch-nationalistische Interessen in Deutschland zu verbreiten.

Doch Keskin bekommt nicht nur Druck von links. Die türkischsprachige konservative Tageszeitung Hürriyet schrieb gestern, seine Kandidatur für „die linksextremistische PDS“ führe in seiner eigenen Organisation zu Irritationen. Dort werde nun der Rücktritt Keskins vom Vorstand gefordert. Die TGD hingegen dementierte dies gestern und ließ wissen, sie unterstütze die Kandidatur. Hürriyet zitierte zudem die kurdischstämmigen PDS-Politiker Evrim Baba und Giyasettin Sayan. „Wenn er unsere Position in der Kurdenfrage und zum Völkermord an den Armeniern teilt, dann ist er willkommen.“ CEM SEY