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„Für uns sind es einfach deutsche Autor:innen“

In Bremen präsentiert das Festival globale° seit 15 JahrenLiteratur, die Grenzen unterschiedlichster Art überwindet

Libuše Černá 68, ist Journalistin und Leiterin des globale° – Festival für grenzüberschreitende Literatur.

Interview Paul Petsche

taz: Frau Černá, was macht das Literaturfestival globale° einzigartig?

Libuše Černá: Seit 15 Jahren fokussieren wir uns auf grenzüberschreitende Literatur. Inzwischen sind viele unserer Au­to­r:in­nen sehr begehrt und auch auf anderen Veranstaltungen vertreten, aber keine hat unseren thematischen Fokus.

Was ist grenzüberschreitende Literatur?

Darüber könnte ich jetzt stundenlang reden. Wichtig ist, dass die Au­to­r:in­nen in ihren Texten grenzüberschreitend tätig sind. Zum Beispiel, indem sie in einer anderen Sprache als ihrer Muttersprache schreiben. Aber auch inhaltlich kann Grenzüberschreitung eine Rolle spielen: historisch, geografisch, geschlechtlich.

Sie kritisieren, dass diese Literatur in Deutschland nur einen Gaststatus hat?

Wir laden deutschsprachige Au­to­r:in­nen ein, die immer noch häufig in die Schublade Mi­gran­t:in­nen­li­te­ra­tur gesteckt werden. Man wird mit dieser Information angekündigt, zum Beispiel als deutsch-kurdische:r Autor:in. Für uns sind es einfach deutsche Autor:innen. Wobei wir nicht mehr nur deutsche Literatur haben.

Was muss sich ändern?

Die öffentliche Wahrnehmung. Das wollen wir erreichen.

globale°: vom 2. bis 12. 11. in Bremen. Eröffnung heute mit Sharon Dodua Otoo und Eva Menasse (ausgebucht). Programm unter: www.globale-literaturfestival.de

An wen richtet sich die globale°?

Wir arbeiten mit den klassischen Kulturstätten zusammen. Natürlich erwarten wir kultur­interessiertes Publikum. Aber wir kooperieren auch mit den Unis in Bremen und Oldenburg. An jungem Publikum haben wir großes Interesse.

Welche Veranstaltung können Sie besonders empfehlen?

Dass sie gerade mir diese Frage stellen! Ich finde alle interessant. Wenn ich drei aufzählen müsste … Am Freitag im Focke-Museum stellt Nedim Hazar sein Buch „Deutschlandlieder“ vor, in dem es um die in Deutschland entstandenen Lieder türkischer Gast­ar­bei­te­r:in­nen geht. Nedim Hazar singt dabei auch und spielt Akkordeon. Samstagabend liest Irene Dische aus ihrem Roman „Die militante Madonna“, über eine faszinierende historische Gestalt. Ein Franzose, der Diplomat, Spion und Offizier war und als Frau lebte. Und Sonntagmittag gibt es im Theater Bremen die Literaturperformance „Building a Bridge“, von neun Nachwuchs-autor:innen aus Groningen und Bremen, in Anlehnung an die nicht mehr passierbare Friesenbrücke zwischen Leer und Groningen.

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