„Stark steigende Tendenz“

Die Bauteilbörse zeigt experimentelles Recycling

■ ist Architektin und eine von vier Festangestellten der Bauteilbörse. Foto: privat

taz: Unter dem Titel „Anders als gedacht“ zeigen Sie in der Ausstellung „neue Funktionen für gebrauchte Bauteile“. Inwiefern sind Grohner Fliesen aus den 70ern, recycelt im Einbauschrank, ästhetisch der Hit?

Andrea Weiß: Die Grohner Fliesen der Norddeutschen Steingut AG sind bundesweit ein Begriff. Von der Witwe eines Fliesenlegers haben wir Musterkisten mit Rot-, Grün- und Grautönen geerbt und in hochpolierte Chromrahmen als Türen gefasst. Das ist sozusagen ein Beispiel für „experimentelle Wiederverwendung“.

Wie viele Bauteile pro Jahr retten Sie auf „normalem“ Weg aus Abriss-Objekten?

Rund 1.000, mit stark steigender Tendenz. Etwa 80 Prozent gehen wieder raus, wobei Zimmertüren am begehrtesten sind – dicht gefolgt von Fenstern.

Macht es ökologisch Sinn, Fenster, die im Zuge einer energetischen Sanierung entfernt wurden, andernorts einzubauen?

Auf jeden Fall, zum Beispiel in Werkstätten. Aber auch in Wohnungen können sie schlechtere Fenster sinnvoll ersetzen. Grundsätzlich muss man den Herstellungsaufwand für Baumaterialien mitberechnen, was bei Energiebilanzen von Gebäuden aber leider unterbleibt. In emaillierten Stahlwannen, die wir auch recyclen, stecken irrsinnige Energiemengen drin.

Sind Bauteilbörsen mittlerweile bundesweit üblich?

Nicht so üblich wie in der Schweiz oder den Niederlanden, wo recyceln allgemein als pfiffig gilt. In Deutschland gibt es sechs, ebenso viele stehen in den Startlöchern. Interview: HB

Ausstellungseröffnung: 14 Uhr, Getreidestraße 16 - 18