Der Selbermacher

Wer dann und wann im Leichtathletikstadion der Universität Tübingen auf der Tartanbahn läuft, an der Uhr vorbei, die nicht richtig geht, dem kann es passieren, vornehmlich am späten Abend, dass er überrundet wird. Ein Mal, drei Mal, fünf Mal. Macht wenig Spaß, wenn da einer unterwegs ist, der so viel drauf hat wie Arne Gabius.

In 13:31,83 Minuten wurde der 31-jährige gebürtige Hamburger am Mittwoch in Helsinki Vize-Europameister über 5.000 Meter. Vor ihm: Der amtierende Weltmeister, der seinen EM-Titel verteidigte, der Brite Mo Farah, in Somalia geboren. Dritter wurde der Kenianer Paul Kemboi, der für die Türkei startet.

Gabius läuft für den LAV Asics Tübingen. Womit die Zahl an Sportlern gestiegen wäre, die Hamburg verlassen haben, damit was aus ihnen wird: Zu Beginn seiner Karriere wurde Gabius an der Elbe von Gerd Seemann trainiert, dann bis Juli 2011 von Olympiasieger Dieter Baumann. Bis der seine Trainertätigkeit einstellte. Gabius stagnierte, Baumann war unzufrieden.

Seitdem trainiert sich Gabius mehr oder weniger selbst, mit Erfolg. Er studiert an der Uni Tübingen Medizin, ihn beraten der Ernährungswissenschaftler Wolfgang Feil – sowie Baumann: Befreundet sind beide immer noch.

Gabius erinnert sich noch, wie er im Jahr 2002 im Finale der Juniorenklasse über 5.000 Meter die letzten 300 Meter in 39 Sekunden rannte, und „mit einigen Zentimetern Vorsprung meinen ärgsten Rivalen besiegte. Selten waren die Zuschauer auf der Jahnkampfbahn so laut und begeistert wie bei unserem harten Fight auf der Zielgerade“. Die Funktionäre des Hamburger Leichtathletikverbands hätten sich „sehr gefreut und mir Unterstützung zugesagt“, so Gabius. „Da warte ich noch heute drauf.“

Nach seinem praktischen Jahr im Studium konzentriert sich Gabius aufs Laufen. Die EM war eine Zwischenstation vor den Olympischen Spielen in London. Also zurück nach Tübingen, auf die Tartanbahn. Oder durch den Naturpark Schönbuch, südwestlich von Stuttgart. Da geht es ständig hoch und runter. So was gibt’s in Hamburg nicht.  ROR