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Wochenvorschau von Anna Klöpper Rot-grün-rot-gelb leuchtet der Herbst

Die Blätter färben sich rot-grün-rot draußen, und, ja, ein paar Tupfer Gelb sind nicht zu übersehen. Doch das ist einfach nur der Herbst, liebe LeserInnen, und lässt keinesfalls Rückschlüsse auf das Farbenspiel der möglichen Koalitionspartner zu, die zu Wochenbeginn nun in bunt gemischten Dreierformationen weitersondieren wollen: Am Montag loten SPD, Grüne und FDP die Chancen für ein Ampelbündnis aus, am Dienstag wird ein mögliches rot-grün-rotes Bündnis eruiert.

Zwei Wochen nach der Abgeordnetenhauswahl soll dann diese Woche noch die Entscheidung fallen, wer mit wem Berlin zukünftig regieren möchte. Den Spoiler gab es allerdings bereits am Freitag: Wahlsiegerin Franziska Giffey hätte gern die Ampel aus ihrer SPD mit den Grünen und der FDP. Doch die Grünen zogen – bemerkenswert selbstbewusst für Wahlverlierer – nicht mit und meldeten ein rot-grün-rotes Bündnis an. Und nun? Jemand wird verlieren, so viel ist klar, und gesichtswahrend wird es kaum mehr gehen (siehe Seite 21).

Das Wahlergebnis wird die Stadt also weiterhin in Atem halten – aber halt, welches Ergebnis eigentlich? Haben wir ja noch gar nicht, das amtliche Endergebnis zur Abgeordnetenhauswahl. Offiziell verkünden will es die Landeswahlleitung am Donnerstag. Was in anderen Jahren eine bloße Formalie ist, dürfte ein wenig mehr Aufmerksamkeit als sonst erfahren. Zum einen, weil es der letzte Akt von Landeswahlleiterin Petra Michaelis ist, die nach der chaotischen Wahl am 26. September den Senat erfolgreich um ihre Abberufung gebeten hatte. Zum anderen ist mit der amtlichen Feststellung des Ergebnisses dann auch der Klageweg eröffnet, den einige WahlverliererInnen auch prompt und beschwingt beschreiten dürften.

Ganz genau abgezählt sind die Tage indes bereits für den Köpi-Wagenplatz. Am Freitag soll das Areal vor einem der berühmtesten noch existierenden Berliner Hausprojekte an der Köpenicker Straße geräumt werden. Das linke Bündnis Interkiezionale mobilisiert bereits fleißig zu einer Tag-X-Demo. Den Verlust eines weiteren linken Freiraums, wie es immer so schön heißt, werden sie aber kaum verhindern können. Schauen wir mal, was einer zukünftigen Koalition in Berlin dazu einfällt. Vielleicht ist es ja sogar eine linke.

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