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Wenn Lieferdienste nicht mehr richtig rollen

Berlin Pankow,11.000 Einwohner. In Berlins zweitgrößtem Bezirk machen Fahrradkuriere Lärm gegen Kündigungen per Telefon.

Dass ein Busfahrer sein Fahrzeug mit einem Platten fährt, ist unvorstellbar. Und dass ein Pilot ein nicht gewartetes Flugzeug fliegt, genauso. Wenn aber unterbezahlte Fahrradkuriere des Lieferdienst-Start-ups Gorillas in Berlin Lebensmittel innerhalb von zehn Minuten nach Bestellung auf kaputten Fahrrädern liefern sollen, ist das Realität. Bei vielen der sogenannten Rider seien beim Fahren bereits Lenker oder Sattel abgebrochen, sagen sie.

Das wollen sie sich nicht mehr gefallen lassen. Und die Kündigungen nach einem unangekündigten Streik für bessere Arbeitsbedingungen schon gar nicht. Per Telefon habe Gorillas die Fahrradkuriere kurzerhand entlassen, nachdem diese nicht bei der Arbeit erschienen waren. Betroffene und solidarische Kollegen reagieren darauf mit Lärm vor dem Hauptsitz im Prenzlauer Berg in Berlin-Pankow – mit Topfdeckeln, Trillerpfeifen oder der bloßen Stimme.

Die Büroangestellten schauen kurz aus ihren Fenstern, viel Aufmerksamkeit schenken sie den Ridern ansonsten nicht. Die wollen weiterstreiken, bis Gorillas auf die Forderungen eingehe, sagt einer von ihnen. Wie genau, wisse er selbst noch nicht: „Aber es wird auf jeden Fall lustig werden für Gorillas.“ Sara Guglielmino