Berliner Platte: Das kalte Herz
Auf dem Cover ihres neuen Albums „Eat My Heart Out“ drückt sich Kevin Blechdom ein Ziegenherz an die nackte Brust, das sie bei ihrem türkischen Fleischer am Kottbusser Damm erworben hat. Einigen Menschen wird das nicht gefallen, ihr Label hat noch eine schicke Pappverkleidung mit einem anderen Motiv (siehe Foto) darüber geschoben, vielleicht um arglose Plattenladenstöberer nicht sofort zu verschrecken. So ähnlich geht es einem stets auch mit der Musik der Frau aus San Francisco, die seit zwei Jahren in Kreuzberg lebt: Sie regt einen auf. Es gibt viele Menschen, die finden sie fürchterlich, einige, die sie ganz wunderbar finden, und der Rest zeigt sich zumindest grundsätzlich verwirrt. Wie soll man diese Musik auch einordnen? Irgendwie ist es Electronica, aber für eine Soundtapete zu hibbelig. Es gibt programmierte Beats, aber tanzen kann man dazu nicht. Für Pop ist es zu komplex und für Singer/Songwritertum zu durchgeknallt. Stattdessen lebt Blechdom diesmal, unterstützt von Kollegen wie Jamie Lidell und Mocky, ihre bereits bekannte Leidenschaft für Musicals kaum verhohlen aus: Die Geste ist ausladend, die Melodien pathetisch, die Instrumentierung mächtig und die Gesamtheit der Eindrücke überwältigend. TO
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