Jukebox

Ein wunderschön glatthäutiger Flummi

„Wir fühlen uns, als ob drei Individuen zu einem verschmolzen wären.“ Sagt Yarah Bravo, MC und Angetraute von Ninja Tunes Cut-Hop-Produzenten DJ Vadim. Auch von den anderen beiden Beteiligten des neuen Musikprojekts One Self, Vadim und dem Washingtoner Rapper Blu Rum 13, schallt es nicht weniger lustvoll überidentifiziert: One Self funktionierten „organisch“ und „wie Tomatensauce, die auf Pasta trifft“. Die Begeisterung über die Verschmelzung zum Kollektiv ist offenbar so groß, dass Lacan bei One Self ausgespielt hat: Hier entsteht Dynamik nicht durch Mangel, sondern durch Freude und Respekt. Hach! Die beiden MCs Jarah und Blu Rum 13 rappten beide schon eine Zeit lang für Vadim, als sie bei dessen „Russian Percussion“-Tour 2003 in Montréal zufällig aufeinander trafen und auf der Bühne ein alle überraschendes Initiationsereignis stattfand. Seitdem pendeln die beiden Wortkünstler und der Beatbastler zwischen Washington und London und lassen dabei, will man ihnen glauben, einen feuchten Kreativentraum Wirklichkeit werden: unendlich produktives Zusammensein ohne Zoff und Schaffenskrisen, reibungslose Amalgamierung von dreifacher Leidens- und Könnerschaft. Nach anderthalb Jahren ist nun das erste Album „Children Of Possibility“ fertig: eine runde, zurückgelehnte Sache. Voll von sommerlichem Dub-Relaxotum, schmelzliebreizenden Popmelodien und zwischen Asien, Afrika und Europa scharwenzelnden Folklore-Elementen. Berührungsängste mit Karibikgitarren, Indiensitars oder Savannenchören hat der Soundobsessive Vadim keine mehr. Braucht er auch nicht, denn alles Weltmusikalische wird mit balladeskem Rhythmusblues, verkifften Hallräumen und minimalen HipHop-Beats so souverän zusammengemischt, dass ein wunderhübsch glatthäutiger Flummi dabei herauskommt, der mit ordentlich Flow durch den Sommerabend springt. K. RIESSELMANN