Kritik an taz-Bericht

TAZ-INTERN Das NDR-Medienmagazin „Zapp“ moniert einen Text der tageszeitung über eine PR-Aktion

David Denk wehrt sich gegen den Vorwurf, er habe an der Konzeption der Aktion mitgewirkt

Ein taz-Bericht über eine PR-Aktion für den Film „Short Cut to Hollywood“ ist in die Kritik geraten. In einem Beitrag von „Zapp“, dem Medienmagazin des NDR, wird dem taz-Medienredakteur David Denk vorgeworfen, er habe sich aktiv an der Aktion beteiligt. Außerdem habe er im Text (taz vom 14. 9. 2009) nicht gekennzeichnet, dass er während der PR-Aktion mit den Machern des Films in deren Büro saß.

„Zunächst einmal hat der Kollege hier gegen das Gebot verstoßen, journalistisch unabhängig zu agieren“, sagt Manfred Redelfs vom Netzwerk Recherche im „Zapp“-Beitrag vom 16. September. „Er sollte nicht Initiator des Geschehens oder Mitgestalter des Geschehens sein, über das er berichtet.“ Außerdem hätte David Denk seine eigene Beteiligung, wegen der er das Geschehen gut gekannt habe, offensichtlich machen müssen.

„Es war ein handwerklicher Fehler, nicht explizit im Text zu erwähnen, dass der Kollege bei der Aktion vor Ort war“, sagte Ines Pohl, Chefredakteurin der taz, am Donnerstag. „Wenn es dadurch zu Missverständnissen gekommen ist, tut uns das leid.“ David Denk habe diesen Fakt aber nicht absichtlich verschwiegen. In seinem Text sei aus verschiedenen Formulierungen ersichtlich, dass er im Büro der Filmemacher gewesen sei, zudem sei er in einem Video über die Aktion zu sehen.

Die Werbeaktion hatte zwei Teile: Am 10. September rief um 9 Uhr ein „Rainer Petersen“ in verschiedenen Redaktionen an. Er behauptete, als deutscher Journalist bei einem kalifornischen Lokalsender zu arbeiten. Im Ort Bluewater habe es einen Selbstmordanschlag gegeben. Er telefoniere nun die deutschen Redaktionen ab, um ihnen davon zu berichten. Petersen war eine von mehreren Darstellern verkörperte Kunstfigur. Auf diesen Fake fiel laut Markus Meyer von der den Film betreuenden PR-Agentur von 20 angerufenen Redaktionen nur dpa herein.

Der zweite Teil der Aktion folgte um 11.33 Uhr: Da schickten die PR-Leute eine gefälschte Pressemitteilung eines Musiklabels herum: Die Gruppe Berlin Boyz habe nur so getan, als hätte sie einen Anschlag verübt – man distanziere sich davon. Auf diesen zweiten Fake fielen laut Meyer nur Spiegel und „Tagesschau“ nicht herein.

David Denk sagte, er bedauere seinen handwerklichen Fehler. Allerdings wolle er vom Inhalt seines Textes nichts zurücknehmen: „Die Redaktionen hätten bei diesem dubiosen Anrufer misstrauisch werden müssen.“

Er wehrt sich auch gegen den Vorwurf, aktiv an der Aktion mitgearbeitet zu haben. Ein Journalist habe ihm den Termin am 9. September vermittelt, weil er selbst keine Zeit gehabt habe. „Ich habe nicht an der Konzeption der Aktion mitgewirkt“, sagte Denk. Er habe die Filmemacher und die Mitarbeiter der PR-Agentur erst am 10. September kennengelernt. „Ab 7 Uhr habe ich dort sieben Stunden lang im Büro gesessen und beobachtet.“

Eine Mail von Meyer vom 9. September stützt diese Darstellung. Darin erklärt Meyer Denk das Konzept der Aktion unter anderem mit dem Satz: „Es könnte sein, dass diese Band […] in dieser Stadt […] für Unruhe sorgt.“

Einen weiteren Fauxpas gibt David Denk allerdings zu: Als die Macher der Aktion gegen 11 Uhr die gefälschte Pressemitteilung für das Musiklabel schreiben wollten, fragten sie den taz-Redakteur um Rat. „Da habe ich ihnen drei gängige Formulierungen genannt“, sagte Denk. So beginnt die Mitteilung mit dem Satz: „Mit Fassungslosigkeit haben wir […], das Management der Berlin Boyz, von deren eigenmächtig gestelltem Attentat […] erfahren.“ Die ersten drei Worte habe er auf Nachfrage vorgeschlagen. Sonst habe er noch zu „mit sofortiger Wirkung“ und „in aller Form“ geraten. „Aus heutiger Sicht hätte ich freundlich Nein sagen sollen“, sagt David Denk. „Aber mir erschienen diese Floskeln für den Ausgang der Aktion nicht entscheidend.“ DAS