wortwechsel
: Die Linke: Jedem Ende „wohnt ein Zauber inne“?

„Die Zeit der Linken kommt erst noch!“, schrieb taz Redakteur Kersten Augustin. Nach dieser Bruchlandung bei der Bundestagswahl? Le­se­r:in­nen zwischen Hoffnung, Mut und Zweifel

Hier wurde noch umgebaut für Wahlkampfkampagnen. Wie wird die Linke dieses Rot nun füllen? Foto: Mike Schmidt/imago

„Nach der Bundestagswahl: Die Zeit der Linken kommt erst noch. Warum die vergangene Woche eine gute für die Linke war – und was aus der Niederlage bei der Bundestagswahl nun folgen sollte“,

taz vom 2./3. 10. 21

So viel Hoffnung …

Ich sehe das ebenso wie der Autor. Leider bin ich nicht so optimistisch. Ich fürchte, mit Habeck kommt ein Grüner ans Ruder, der „mehr Lindner hat“, als dem Gemeinwohl guttut. Wieso glauben die beiden eigentlich, dass Gemeinwohl und Freiheit nicht zusammengehen? Ich hab so viel Hoffnung in Linke und Grüne gesetzt, wie mir in meinem Alter noch möglich war. Jetzt bin ich, tja, was eigentlich? Bestätigt in mehreren Vorurteilen: Die, die uns regieren, verlieren den Kontakt zum Boden, und die Wählerinnen haben mehr Angst vor Veränderungen als vor der Zukunft. In diesem Sinne – ich weiß nicht, ob es stimmt, dass die Hoffnung zuletzt stirbt. Christiane Link, Berlin

… macht langfristig Mut!

Herzlichen Glückwunsch und Dank für diesen Artikel. Sehr gut, dabei das Verständnis „der Linken“ zu erweitern. Mit überzeugenden Argumenten macht der Autor langfristigen Mut!

Gerhard Breidenstein, Traunstein

Nur noch Stammklientel

ein abenteuerliches fazit des autors! glücklicherweise war mein kreuzchen bei dieser partei dann aber wohl doch nicht „fürs klo“!

Die linke ist die stimme des sozialen gewissens im bundestag! deshalb wird sie auch von mir geschätzt. fakt ist aber die reduzierung auf die engste klientel der stammwählerschaft – ähnlich wie bei den „hellbraunen“, jetzt ja als „blaue“ getarnt. ich lass mich gerne überraschen, ob den „dunkelroten“ eine aufarbeitung des debakels gelingt, samt einem comeback, glaube es aber eher nicht. um es mit lindner auszudrücken: da fehlt mir momentan die vorstellungskraft.

Stefan Köll, Mainz-Kastel

Lieber Parteivorstand!

Lieber Parteivorstand, ich habe mir aus Gesprächen mit Menschen, die bisher feste Stammwähler waren, folgende Aussagen (sinngemäß) notiert:

„Wenn selbst die SPD jetzt einen Mindestlohn von 12 Euro fordert – dann nehme ich den einen Euro weniger als bei der Linken gerne in Kauf und habe dafür aber eine Partei, die nicht so extrem ist. Ich habe die Sozialdemokraten gewählt.“

„Entweder haben sie sich über den Willen zur Regierungsbeteiligung gestritten oder sich mit Themen beschäftigt, die für meinen Alltag völlig irrelevant sind. Früher waren sie noch für die Probleme von uns Arbeitern da.“

„Einen sozial-ökologischen Wandel bekomme ich auch mit den Grünen. Und da weiß ich zumindest, dass sie Finanzierungsmöglichkeiten ihrer Forderungen vorweisen können und außenpolitisch zuverlässig sind.“ Dennis Riehle, Konstanz

Und taz.de schreibt …

Hut ab, taz – man kann sich die Scheiße aber auch schönreden. Mit der Linken ist es wie mit dem Berliner Stadtteil Wedding: Beide haben schon seit 30 Jahren eine große Zukunft vor sich … die nie kommt. Samvim

taz schreibt: „Wenn Wagenknecht ihren GenossInnen und den verbleibenden WählerInnen lieber Vorwürfe in der Welt macht, als die Partei zu retten, sollte man zukünftig getrennte Wege gehen. Dann bliebe auch mehr Zeit, um Bücher zu schreiben.“ Was sollen diese arroganten Ratschläge? Wagenknecht hat ein Buch geschrieben, wo sie die Ursachen beschreibt, wieso linke Parteien in ganz Europa an Zuspruch verlieren – ist das verboten? Nein, Wagenknecht muss hier übergeordnete, leitende Funktionen einnehmen! KatSim

@Kat Sim Übergeordnete „leitende Funktionen“ gab es früher in DDR-Kombinaten und SED-Kaderabteilungen. Moderne Parteien sollten sich durch Mitsprache und Mitbestimmung der Mitglieder und offenen Dialog in der Gesellschaft auszeichnen. Aber jede/r lebt in der Zeit, in der er/sie stehen geblieben ist. Hans aus Jena

Wagenknechts Politik richtet sich ostentativ an Arbeitslose und Unterprivilegierte, aber real an das Proletariat von vorgestern, das heutzutage als gut ausgebildete Fachkraft Roboter bedient, oft ein FH-Diplom hat und ein kleines Aktiendepot, wochenends am kleinen Eigenheim vor der Stadt bastelt und unter 35 Euro brutto den Arsch montags nicht mehr aus dem Bett heben würde. Die Leute, die Wagenknecht ansprechen will, sind längst in die untere Mittelschicht aufgestiegen. Eine Woche undercover in der Gastro arbeiten, da, wo die „Lifestyle-Linken“ für 8 Euro plus Trinkgeld ohne Vertrag buckeln, um ihren Dispo auszugleichen, das würde Nerzkragen-Sahra guttun, so als Realitätsabgleich. Ajuga

Wenn die Stunde schlägt

Ich freue mich immer wieder über die taz-Beiträge der jüngeren Kolleg*innen, die oft so herzerfrischend daherkommen – genau wie dieser Text. Während die Linken mit sich selbst und ums Überleben kämpfen, sind die Grünen längst Mainstream geworden und angepasst. Wie schreibt der Autor so treffend: „Sozialpolitisch wird das eine Katastrophe. Die Ampel, das wird die Klimakrise als Wachstumsprojekt.“ Und schließlich, so süffisant und humorvoll: „Dann schlägt die Stunde der Linken. Ganz bestimmt.“

Peter Lessmann-Kieseyer, Köln

Lieber Kasse als Klasse!

Man reibt sich die Augen, wenn heute noch – oder wieder – jemand von Klassenkampf spricht. Hatten wir das nicht schon mal mit der klassenlosen Arbeiter-und-Bauern-Partei? Was ist denn mit diesem Klassenverein geschehen? Es erscheint ziemlich aus der Zeit gefallen, heute mit solchen Begrifflichkeiten zu operieren.

Scheinbar hat man das Ergebnis der Wahl immer noch nicht verinnerlicht. Dem Wähler ist seine Kasse wichtiger als die Klasse. Nikolaus Jöckel. Offenbach