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die kinderfrageMama, warum tanzt du so komisch?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese kommt von den Geschwistern Zus, 7 Jahre alt, und Ramses, 10 Jahre alt.

Lieber Ramses, liebe Zus, ich habe gehört, ihr wart sehr geschockt, als eure Mutter Esther vor einer Weile plötzlich anfing, durchs Wohnzimmer zu tanzen. Ich gebe zu, ich bin auch jemand, der ab und zu mal durch die Wohnung tanzt, ganz alleine. Morgens im Badezimmer zu Billie Holiday oder The National, aber auch gerne zu Techno von DJ Reinier Zonneveld, Arcade Fire, Lil Nas X oder Beyoncés Lemonade. Damit bin ich nicht allein. Von vielen Freunden habe ich gehört, dass sie während des Coronalockdowns zu Hause getanzt haben.

Esther aber hatte kritische Zuschauer, nämlich euch, Ramses und Zus. Ich habe sie also angerufen und gefragt, was passiert ist. Am Telefon lacht Esther. „Ich hatte zu Hause Happy-Hardcore-Musik aufgelegt und habe dazu getanzt. Ich war schlecht drauf und wollte mich aufheitern. Plötzlich sah ich meine Kinder und wie erschrocken sie waren.“

Kein Wunder: Esther hat sehr wild getanzt. Sie hat mit den Armen gewirbelt, in die Luft geschlagen, um sich getreten und die Knie hoch- und runtergerissen, alles gleichzeitig. Auf Niederländisch heißt der Tanzstil Hakken. „So haben wir getanzt, als ich jung war, in Friesland im Norden der Niederlande“, sagt Esther.

Warum sie so komisch getanzt hat? „Ich wollte einfach mal alles loslassen. Im Grunde ist es das, was Kinder auch manchmal tun, herumalbern, herumtollen, springen. Wir haben alle unsere eigene Art, glücklich zu sein.“

Ihr seht, Ramses und Zus, eurer Mutter ging es gut beim Tanzen. Macht beim nächsten Mal doch einfach mit! Denn Tanzen macht glücklich. Genau wie zum Beispiel beim Laufen oder einer anderen sportlichen Aktivität, bei der man sich intensiv bewegt, produziert man beim Tanzen eine Substanz im Gehirn: Endorphine.

Die sind auch als Glückshormone bekannt, und fungieren als Neurotransmitter. Endorphine übertragen Anreize zwischen verschiedenen Nervenzellen und sorgen nicht nur für Glücksgefühle, sondern auch dafür, dass du weniger Stress erlebst und weniger anfällig für Schmerzen bist. Wenn man sich gleichzeitig bewegt und Musik hört, verbessert sich außerdem der Gleichgewichtssinn.

Tanzen macht Spaß, egal ob alleine oder zusammen. Aber nur, wenn man sich dabei ganz frei fühlt. Und so tanzt, als ob niemand zuschaut.

Dominique van Varsseveld

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Dann schreib sie uns an: kinderfragen@taz.de

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