petition der woche
: Lasst die Bärte studieren!

Anlass der Petition Aufhebung des Bartverbots an einer Uni­ver­sität in Utah

Das wollen die Initiatoren Bärte tragen und studieren

Das wollen sie nicht Gesichtshaarvorschriften

Auch wenn Jesus oft mit Bart dargestellt wird, gibt es christliche Gemeinschaften, die mit Bärten mitunter so ihre Probleme haben. Die Kirche der Mormonen etwa: So ist es auf dem Campus der von den Mormonen finanzierten Brigham Young University (BYU) in Provo, Utah, seit den 1960er-Jahren verboten, einen Bart zu tragen. Warner Woodworth, ein ehemaliger Professor der Universität, will das ändern. Er hat eine Petition gestartet, sie heißt “Bring Back the Beard“.

In den USA haben die Mormonen etwa 16 Millionen An­hän­ge­r*in­nen und entsprechend viel Einfluss. Sie betreiben mehrere Universitäten, unter anderem eben auch die Brigham Young University, die nach dem zweiten Präsidenten des Mormonen benannt wurde. Dort dürfen zwar auch Menschen anderer Glaubensrichtungen studieren, der Großteil der Stu­den­t*in­nen sind aber Mormonen. Aber was haben die Mormonen denn jetzt gegen Bärte?

Der Gründer der Mormonen, Joseph Smith, soll keinen guten Bartwuchs gehabt haben, erzählt Warner Woodworth, der Professor, der die Bärte zurückbringen will. Aber Brigham Young, der Namensvetter der Universität, trug sogar zeitweise selbst Gesichtsbehaarung.

Die Mormonen haben also gar nichts gegen Bärte an sich. Sehr wohl haben sie aber was gegen Hippies. Und gegen die richtete sich das Bartverbot auf dem Campus der Brigham Young University ursprünglich. Die zotteligen, barttragenden, bunten Batik-Menschen aus San Francisco – oder wie es Warner Woodworth ausdrückt: die „leftist, anti-war men“ – stimmten mit ihrer Lebensweise so gar nicht mit den Glaubensregeln der Mormonen überein. Und Bärte wurden in den 1960er-Jahren eben hauptsächlich mit Hippies assoziiert. Deshalb wollte man sie auf dem Campus nicht haben.

Diese Regel kam vom damaligen Präsidenten der Universität Ernest L. Wilkinson. „Der fand, dass alle Menschen, die gegen den Vietnamkrieg waren, Antiamerikaner sind“, sagt Woodworth. Ausnahmen gibt es an der BYU bis heute nur, wenn das Tragen des Bartes einen religiösen Hintergrund hat. Bei muslimischen Studenten zum Beispiel. Oder aus medizinischen Gründen. Etwa, wenn ein Student an eingewachsenen Haaren leidet.

Warner Woodworth findet das Verbot des 1971 verstorbenen Wilkinson völlig antiquiert. „Während der Quarantäne haben sich viele Männer aus der BYU-Community einen Bart wachsen lassen“, sagt der Professor. Jetzt, wo das Home Schooling langsam zu Ende gehe, sei doch ein guter Zeitpunkt, alte Regeln aufzubrechen. „Die Männer wollen ihre Bärte auch auf dem Campus weiter tragen“, sagt Woodworth.

Rund 36.000 Menschen studieren auf dem Campus der BYU. Bis jetzt haben nur etwas mehr als 800 Studierende und Mitarbeiter die Petition unterzeichnet. Warner Woodworth will weiter für die Bärte kämpfen – und mehr Menschen für die Petition gewinnen. „Ich mochte schon immer Bärte“, sagt er. „Schon seit ich als junger Mann für den US Forest Service in den Bergen von Wyoming gearbeitet habe.“ Dann kam seine Professur an der BYU und der Bart musste ab. Damit soll jetzt Schluss sein. „Es ist schon lange Zeit für eine Veränderung“, sagt Woodworth. Niko Kappel