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Frischer Wind von der Wabe ins Glas

Um die große Nachfrage nach Honig zu decken, sind Importe unumgänglich. Fairer Handel spielt dabei eine immer größere Rolle

Pioniere haben die klimafreundliche Zukunft des Transports im Blick

Von Cordula Rode

Rund ein Kilogramm Honig verzehrt statistisch je­de:r Deutsche pro Jahr. Diese Menge gibt der deutsche Markt trotz steigender Zahlen von Hobby- und Teilzeit-Imker:innen nicht her: Nur 30 Prozent des verkauften Honigs stammen von heimischen Produzenten. Ist der Kauf bei re­gio­nalen Anbietern ökologisch und klimatechnisch natürlich die beste Lösung, so können Ver­brau­che­r:in­nen aber beim Importhonig inzwischen auf ein wachsendes Angebot an fair gehandeltem Honig zurückgreifen.

Große Hersteller wie Bihophar und Breitsamer haben fair gehandelte Varianten des süßen Brotaufstrichs im Angebot, und auch die großen Supermärkte und Discounter wie Edeka und Aldi bieten fair gehandelte Eigenmarken an. Was für viele Anbieter ein Trend ist, ist für Gepa seit vielen Jahren Standard. Der inzwischen größte europäische Importeur fair gehandelter Lebensmittel und Handwerksprodukte aus den südlichen Ländern der Welt gehört seit seiner Gründung vor über 45 Jahren zu den Pionieren auf diesem Gebiet. Die Gepa beliefert die rund 900 Weltläden in Deutschland sowie Supermärkte und Bioläden mit ihren fair gehandelten Produkten. Fairness von der Wabe bis ins Glas – dabei setzt das Unternehmen auf deutlich mehr Transparenz als vorgeschrieben. So tragen seine 15 Honigsorten statt der allgemeinen Kennzeichnungsvorschrift „Nicht-EU-Landwirtschaft“ die Nennung der Handelspartner und des Herkunftslandes.

Der Honig in Bioqualität stammt dabei in erster Linie von Genossenschaften in Guatemala und Mexiko, beide langjährige Gepa-Handelspartner. Viele der in diesen Genossenschaften zusammengeschlossenen Familien leben in erster Linie vom Kaffeeanbau. Die Imkerei bietet ihnen ein zweites berufliches Standbein; die fairen Löhne, die die Gepa garantiert, schaffen zudem neue Perspektiven auch für junge Leute, in der Heimat zu bleiben. Bienenhaltung erfordert keine teuren Ländereien, denn für die Bienenstöcke braucht man nur wenig Platz. So haben die Im­ke­r:in­nen der Handelspartner ihre Bienenstöcke an Waldhängen aufgestellt, die sonst nicht bewirtschaftet werden können, da sie zu steil sind. Dass solche Naturräume erhalten werden, ist sehr wichtig für die Imkerei. Die Honigbienen wiederum sichern durch ihre Bestäubungsleistung die landwirtschaftlichen Erträge und sorgen für die Erhaltung der Artenvielfalt. Die Gepa hat ihre Handelspartner auch aktiv bei der Umstellung auf Bioqualität unterstützt, indem sie die Kosten für notwendige Schulungen übernommen und die Biozertifizierung bezahlt hat. Im Mittelpunkt steht dabei, neben Bioflächen im Umkreis, das Tierwohl: „Der Umgang mit dem Bienenvolk ist zentraler Bestandteil der Biozertifizierung,“ erläutert Einkaufsmanagerin Annika Schlesinger.

Das Unternehmen überprüft regelmäßig den eigenen CO2-Fußabdruck und gleicht ihn für das Honigsortiment über die „Klima-Kollekte“ aus, einen CO2-Kompensations-Fonds. Auch andere Fair-Trade-Anbieter sind trotz ihrer ansonsten strengen Standards aufgrund fehlender Alternativen gezwungen, ihre Waren auf Containerschiffen zu verschicken, die in keiner Weise ihren ökologischen Ansprüchen genügen.

Während die Fairness gegenüber Mensch und Tier also nahezu lückenlos gewährleistet ist, bleibt beim Thema Klima diese Lücke. Eine kurzfristige Lösung ist dabei nicht in Sicht, aber es gibt Pioniere, die die klimafreundliche Zukunft des Transports im Blick haben – indem sie scheinbar Vergangenes reaktivieren.

Seit einigen Jahren transportiert Kapitän Cornelius Bockermann die Fracht seiner Auf­trag­ge­be­r:in­nen über die Weltmeere – mit Windkraft. Sein Segelschiff „Avontuur“ hat im vorigen Jahr seinen hundertsten Geburtstag gefeiert und setzt trotz des hohen Alters wichtige Impulse für die Zukunft. „Natürlich ist es nicht möglich, die Massen an Fracht, die jetzt von Containerschiffen transportiert werden, stattdessen mit Segelschiffen zu befördern“, sagt Bockermann. „Wir können nicht so weitermachen wie bisher, sondern müssen ganz neu denken – den Konsum reduzieren und damit auch die Notwendigkeit des Transports.“ Ist die „Avontuur“, die ganz auf die Windkraft angewiesen ist, heute noch bis zu dreimal länger unterwegs als die Containerriesen auf ihren festen Routen, so könnte man mit modernen Segelschiffen, die bei Flaute Wasserstoffmaschinen einsetzen, dieses zeitliche Defizit aufholen.