Deutsche sind ziemlich locker

Am meisten Sorge haben Menschen hierzulande vor Steuererhöhungen oder gekürzten Leistungen, ergibt die Studie „Die Ängste der Deutschen“. Doch trotz Pandemie seien die Befragten vergleichsweise gelassen

Viele Menschen in Deutschland fürchten die Konsequenzen der coronabedingten Staatsverschuldung. Das ist dieses Jahr Sorge Nummer eins in der Umfrage „Die Ängste der Deutschen“. 53 Prozent der Befragten hätten Angst, dass der Staat wegen der öffentlichen Schuldenlast dauerhaft Steuern erhöht oder Leistungen kürzt, heißt es in der am Donnerstag in Berlin vorgestellten Studie der R+V-Versicherung. Auf Platz zwei und drei der Ängste stehen steigende Lebenshaltungskosten sowie die Kosten für Steuerzahler durch die EU-Schuldenkrise“ mit jeweils 50 Prozent.

Es war bereits die 30. jährliche Umfrage zu Befindlichkeiten der Bun­des­bür­ge­r*in­nen in Sachen Politik, Wirtschaft, Umwelt, Familie und Gesundheit. Befragt wurden den Angaben zufolge vom 25. Mai bis 4. Juli rund 2.400 repräsentativ ausgewählte Personen ab 14 Jahren. Sie sollten vorgegebene Themen auf einer Skala zwischen eins (gar keine Angst) bis sieben (sehr große Angst) bewerten.

Insgesamt sind die Deutschen laut Diagnose des Versicherungskonzerns trotz Pandemie und Krisen vergleichsweise gelassen. Der sogenannte Angst-Index – ein gemittelter Wert aller abgefragten Ängste – lag 2021 bei 36 Prozent. 2016 wurde nach Terroranschlägen und der Debatte um Zuwanderung noch ein Spitzenwert von 52 Prozent erreicht.

Ein Grund für den vergleichsweise niedrigen Index in diesem Jahr ist wohl, dass eine der größten Ängste aus dem Vergangen wegfällt: US-Präsident Donald Trump. Zugleich landet die Sorge, sich mit Corona anzustecken, mit 35 Prozent nur auf Platz 14 der Ängste.

Das Megathema Klima kommt in der Jahresumfrage mit 41 Prozent erst auf Rang acht in Form von Ängsten vor „Naturkatastrophen und Wetterextremen“ – im vergangenen Jahr noch Platz fünf. Die Angst vor dem Klimawandel rangiert mit 40 Prozent diesmal auf dem elften Platz.

Jedoch wurde die Jahresumfrage schon vor der Flutkata­strophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz beendet. R+V ließ deshalb Ende Juli noch einmal 1.000 Menschen online befragen – mit einer drastischen Veränderung: Dann äußerten 69 Prozent Angst vor Naturkatastrophen und Extremwetter, 61 Prozent Angst vor den Folgen des Klimawandels.

Die Studie trifft auch Aussagen über das Zutrauen der Bevölkerung in Po­li­ti­ke­r*in­nen – das im Osten deutlich geringer ausgeprägt ist als im Westen. Je­de*r zweite Befragte in den neuen Bundesländern befürchtet demnach, dass Politiker von ihren Aufgaben überfordert sind. In den westlichen Bundesländern sagten dies 39 Prozent. Bundesweit ergibt sich daraus ein Schnitt von 41 Prozent. ­Allerdings lag auch dieser Wert schon einmal beträchtlich höher: Vor vier Jahren waren es 55 Prozent. (dpa, epd, taz)