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Hubbel im Gelände

Ein neuer „Bergführer“ versammelt 80 Touren auf immerhin 89 Hamburger Gipfel

Nicht eben spektakulär: Gipfelstein und -buch (in schützender Kiste) am Hasselbrack, Hamburgs – mit 116 Metern – höchster Erhebung Foto: TraceyR/Wikimedia Commons

Von Alexander Diehl

Die Sache mit den Brücken hat sich herumgesprochen: Mehr davon als in Venedig, nämlich stolze 2.500 gegenüber gerade mal rund 400, haben sie sich in Hamburg gebaut, bloß die meisten davon so diskret, dass heutzutage drüber hinweg Rollende oder Flanierende sie kaum bemerken.

Gipfel lassen sich nicht in gleicher Weise verstecken, und doch kokettiert auch Frank Wippermanns „Bergführer Hamburg“ mit einem Überraschungseffekt: „Flacher als Hamburg geht nicht?“, ruft uns die Rückseite entgegen – „Irrtum!“ Annehmen wird das – dass also die Hafenstadt innerhalb der insgesamt recht flachen Norddeutschen Tiefebene nochmal das Flachste sei – allenfalls, wer beides nur aus der Ferne kennt oder als Tourist:in. Aber auch Einheimische hätten wohl Schwierigkeiten, alle Gipfel zu kennen, die Wippermann da aufführt: 89 sind’s, darunter auch solche, für die wir die Definition aus der Einleitung bemühen müssen: Demnach ist ein Gipfel „ein Geländepunkt, der ringsum und unweit ausschließlich deutlich niedrigeres Gelände überragt“. Das tut auch manches Stück Elbhang oder ein Spielplatz-Doppelhubbel im Park – wenn wir das mit dem „deutlich niedriger“ anders bemessen als, sagen wir: in den Alpen.

Es hätten offenbar noch mehr Gipfel sein können, deutet der – selbst sonst ganz andere, nämlich vierstellige Höhenmeter erkletternde – Autor an: Er habe alle sieben Hamburger Verwaltungsbezirke zu ihrem Recht kommen lassen wollen, weshalb im geradezu zerklüfteten Harburg manches entfiel. 80 Touren also hat Wippermann aufgeschrieben, mitsamt Wegbeschreibung und Hinweisen, wo sich notfalls einkehren lässt – eine Persiflage auf „richtige“ Bergführer? So mag es „richtig“ Gipfelerfahrenen erscheinen– schließlich bewegen sich die Aufstiege hier meist im zweistelligen Höhenmeterbereich. Und gerade mal 116 Meter sind es bei Hamburgs absolut Höchstem, dem Hasselbrack im Süden der Stadt – den markierte sogar mal kurz ein Gipfelkreuz.

Frank Wippermann: Bergführer Hamburg. 80 Touren und 89 Gipfel. Junius Verlag Hamburg 2021, 224 S., 200 Abb., 16,80 Euro

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