Hartz im Rückwärtsgang

Schmiergeldaffäre: Vorstand von VW bietet Rücktritt an. Ehemalige VW-Mitarbeiter sollen Firmen eine gute Verhandlungsposition beim Konzern garantiert haben

HANNOVER taz ■ VW-Personalvorstand Peter Hartz hat dem Aufsichtsrat des Unternehmens seinen Rücktritt angeboten. Das gab VW am Freitagnachmittag bekannt.

Hartz ist in die öffentliche Diskussion geraten, weil der Vorstand dem Betriebsrat größere Budgets zur Verfügung gestellt haben und die Verwendung nicht näher kontrolliert haben soll. Hartz selbst hat Vorwürfe zurückgewiesen, der Vorstand habe versucht, Betriebsräte durch Vergünstigungen kompromissbereit zu stimmen.

Laut einem ehemaligen VW-Aufsichtsrat, den die Süddeutsche Zeitung zitiert, soll es künftig keinen Konzern-, sondern nur noch einen VW-Arbeitsdirektor geben. Als aussichtsreichen Kandidaten für diesen Posten nennt das Blatt Klaus Dierkes, den Vorstandschef der Wolfsburg AG, einem gemeinsamen Unternehmen von VW und Stadt.

Vorstand Hartz, Namensgeber der rot-grünen Arbeitsmarktreformen, steht unabhängig von dem aktuellen Skandal unter dem Druck der niedersächsischen Landesregierung. Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) will ihn loswerden. Das Land hält rund 18 Prozent des VW-Aktienkapitals.

In der VW-Affäre ist gestern ein möglicherweise brisantes Schriftstück an die Öffentlichkeit gekommen. Die Berliner Zeitung berichtete über einen ihr vorliegenden Vertrag, der die Vermittlung von verschiedenen Investitions- und Handelsprojekten durch die früheren VW-Beschäftigten Klaus Gebauer und dem früheren Skoda-Personalchef Helmuth Schuster dokumentiert. Vertragspartner von Schuster und Gebauer seien eine Schweizer Firma, ein Finanzdienstleister, ein Handelsunternehmen und ein Mitarbeiter der Commerzbank gewesen. Ob und wie der Vertag umgesetzt worden sei, sei aber offen geblieben, heißt es in dem Bericht.

Das Papier könnte Beleg für die Existenz einer Tarnfirma sein, von denen Schuster mehrere entwickelt haben soll. Der frühere Skoda-Manager musste Mitte Juni seinen Posten räumen und soll Geld auf private Konten umgeleitet haben, das eigentlich seinem Arbeitgeber zustand. Zulieferer berichteten außerdem von Schmiergeldforderungen. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt gegen Schuster und seinen Mitarbeiter Klaus-Joachim Gebauer wegen des Verdachts auf Betrug und Untreue.

Laut dem nun aufgetauchten Vertrag sollen Gebauer und Schuster für VW-Engagements in Angola und Indien sowie für Investitionen der VW-Tochter Skoda und des Volkswagen Pension Trust „good standing“, also eine „gute Verhandlungsposition“ garantiert haben.

Das Schriftstück passt in das bisher bekannte Puzzle der VW-Affäre: Die Schweizer Firma soll nämlich als Holding eines weltweit operierenden Firmengeflechts fungiert haben, durch das VW-Mitarbeiter unter Tarnnamen Geschäfte mit dem eigenen Konzern getätigt haben sollen. Rechtsanwälte der Schweizer hatten die Vorwürfe allerdings dementiert. KOCH/STEP