wochenschnack
: Liefern und liefern lassen

Am vergangenen Wochenende verdammten wir die Plattform-Ökonomie der Lieferdienste. Nicht alle Leser:innen sehen das so

Ethisch vertretbare Dienstleistung? Fahrer:in eines Lieferdienstes Foto: imago images/Fotostand

Fresh me up

mir so egal ...

ob wer sich auf sein kinderfahrrad schwingen muss, um mich zu freshen.

ob der rider von dem verdienten überhaupt seine miete bezahlen kann, mir egal.

fresh me up, wenn ich auf dem sofa liege und liebevoll über die app swipe und meine order aufgebe.

ich will, wonach mir gerade ist.

ohne mich groß aus dem haus zu quälen.

ok, bis zum klingelsummer schaffe ich noch.

aber dann ... get it, love it!

adagiobarber, taz.de

Diskussion endlich auch in der taz

Ich freue mich, dass diese Diskussion endlich auch in der taz angekommen ist.

Und ferner ist es eine Frage der Bezahlung. Nicht zuletzt deshalb muss der Mindestlohn mit weniger Ausnahmen ausgestaltet werden und auf 13–15 € erhöht werden.

J_CGN, taz.de

Es braucht einen gesetzlichen Rahmen

Mir fällt gerade kein einziges Beispiel ein, wo der Aufruf dazu, individuell ethische Konsumentscheidungen zu treffen oder noch besser ganz auf diesen zu verzichten, dazu geführt hätte, dass sich in dem jeweiligen Markt Standards durchgesetzt hätten, die über dem gesetzlichen Minimum liegen.

Bio-Fleisch hat einen Marktanteil im unteren einstelligen Prozentbereich, die meisten Textilien und Elektronik werden nach wie vor unter katastrophalen Bedingungen in fernöstlichen Sweat-Shops produziert, Obst und Gemüse in Südeuropa von Migrant*innen in sklavereiähnlichen Arbeitsverhältnissen geerntet und auch am Strommarkt führten Appelle ans Gewissen bislang nicht zur großen Abwanderung der Kundschaft weg von den fossilen Anbietern.

Was also spricht für die Annahme, dass ein Bewusstsein für die Arbeitsbedingungen ausgerechnet in diesem Fall zu einem signifikanten Rückgang der Nachfrage führen sollte? Viel mehr braucht es einen gesetzlichen Rahmen, der sicherstellt, dass Arbeit auch zu einem Lohn führt, der den Lebensunterhalt auf akzeptablem Niveau sicherstellt, dazu Nacht- und Wochenendzuschläge, deren Höhe daran zu bemessen ist, dass sie die sonntagnächtliche Bestellung einer einzelnen Tomate ohne Gewissensbisse erlaubt.

„Ein paar Programmierer verdienen sich dumm und dümmer damit.“

Wohl kaum, gerade bei einem Unternehmen wie Gorillas sind die auch nur Code Monkeys. Die Finanzierung läuft wie oft in solchen Fällen über Private Equity und die Profite landen bei den Venture-Capital-Gesellschaften, in diesem Fall Coatue, DST und Tencent. Ingo Bernable, taz.de

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Womöglich das Beste

„... sonst würde es schwer fallen, sie um halb elf abends durch die Stadt zu treiben für eine einzelne Tomate.“

Der Auslieferungsfahrer fährt nicht für eine einzelne Tomate, sondern, nächster Satz, für 10,50 Euro pro Stunde. Die einzelne Tomate ist womöglich das Beste, das ihm passieren kann, siehe den Artikel vor rund einer Woche über überschwere Pakete und Rückenprobleme.

Eine andere Frage ist, warum jemand so eine eher mäßig bezahlte Tätigkeit annimmt. Vermutlich ja wohl, weil er sonst nicht eine bessere, sondern gar keine Arbeit hätte. Das ist der Punkt, an dem jede Kritik ansetzen sollte, und nicht an denen, die überhaupt Arbeitsplätze und Verdienstmöglichkeiten schaffen. Anstatt aus falschem moralischem Rigorismus müde und vielleicht erkältet selber noch einmal zum Supermarkt zu laufen und dem Fahrer auch diese Verdienstmöglichkeit noch zu nehmen, wäre es weit sinnvoller, ein anständiges Trinkgeld zu geben, was sich ohnehin gehört.

Und was soll schlecht an dem Telekom-Abwarter sein? Besser als mit einem gutem Buch auf einem fremden Sofa kann man sein Geld doch nun wirklich nicht verdienen. Nicht jeder hat eine perfekte Nachbarschaft und einen großen Bekanntenkreis am Ort. Vor diesem Angebot hieß das, jeweils einen ganzen Urlaubstag verbraten, falls man ihn so kurzfristig überhaupt bekommt.

Die Kritik in diesem Text scheint mir völlig irregeleitet und ihre berechtigten Teile richten sich gegen das völlig falsche Ziel.

Axel Berger, taz.de