Es kommen zu wenige

Hamburg bringt mehr afghanische Geflüchtete unter als es müsste. Die Stadt würde auch mehr nehmen

„Sich gegen diese Aufnahme zu wenden, ist ein Akt der Unmenschlichkeit“

Andy Grote (SPD), Innensenator

Hamburg hat mehr als 500 hilfesuchende Menschen in Afghanistan namentlich ausfindig gemacht und an das Auswärtige Amt gemeldet. Stand Ende August seien 524 Frauen und Männer nach Hinweisen von Angehörigen, Abgeordneten, Behörden und Flüchtlingsorganisationen in Listen zusammengefasst und nach Berlin geschickt worden, sagte Innensenator Andy Grote (SPD) am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde der Hamburgischen Bürgerschaft zur Lage in Afghanistan. Das Auswärtige Amt sei nach wie vor bemüht, Menschen aus Afghanistan die Ausreise zu ermöglichen. „Und wir hoffen, dass das für möglichst viele Schutzbedürftige gelingt.“

Insgesamt habe die Bundeswehr mehr als 4.600 Menschen ausgeflogen, darunter 460 deutsche Staatsbürger, mehr als 1.000 Ortskräfte einschließlich Familienangehörige sowie rund 2.800 weitere afghanische Staatsangehörige, „deren Zuordnung noch nicht restlos geklärt ist“, sagte Grote. Einen Unterbringungsbedarf hätten 2.316 Menschen. Hamburg habe sofort 250 Plätze zur Verfügung gestellt, die inzwischen belegt seien. Damit habe Hamburg nach jedem Verteilungsschlüssel deutlich schneller und mehr Menschen aufgenommen, als die Hansestadt müsste. „Das wollen wir auch in Zukunft so tun“, sagte Grote.

Er nannte die Evakuierung ein Gebot der Menschlichkeit. „Und genauso kann man sagen: Sich gegen diese Aufnahme zu wenden, ist ein Akt der Unmenschlichkeit.“ Das Problem sei nicht, „dass zu viele Menschen kommen, sondern dass wir zu wenig retten konnten“. Er verwies darauf, dass Hamburg schon früher geholfen habe. So lebten in der Hansestadt mehr als 23.000 Afghanen, meist Flüchtlinge. Grote räumte ein, dass es auch Abschiebungen gegeben habe. Zwischen 2019 und 2021 seien dies 18 Personen gewesen. „Bei allen Personen handelt es sich um Straftäter“, sagte der Innensenator. (dpa)