heute in hamburg
: „Nur noch Stehplätze übrig“

Gespräch „Verkehrswende in Harburg voranbringen!“: 18 Uhr, Stellwerk/ Bahnhof Harburg, Anmeldung unter hamburg@dgb.de

Interview Alexandra Hilpert

taz: Herr Brandt, was läuft schief beim Berufsverkehr im Hamburger Süden?

Wolfgang Brandt: Da kommt so einiges zusammen: Der Autoverkehr ist stark überlastet. Es fahren zu wenig Bahnen im Bezirk Harburg, um Entlastung zu schaffen. Die Züge, die fahren, sind zu kurz. Wenn Leute während der Stoßzeiten in Harburg einsteigen wollen, sind meist nur noch Stehplätze übrig. Dann kommen noch diejenigen hinzu, die in Harburg aus der Regionalbahn aussteigen, weil sie in die Hafenbetriebe wollen, und die Menschen aus den Neubaugebieten in Fischbek und Neugraben. Mehrere tausend Wohnungen sind dort mittlerweile entstanden. Wenn all diese Menschen morgens zur Arbeit müssen, wird es eng.

Woran liegt das? Hat das Rathaus Harburg zu wenig im Blick?

Ich habe den Eindruck, dass der Harburger Bezirk bei den Hamburger Politikern nicht oberste Priorität besitzt. Aber den Harburger Regionalpolitikern ist das Thema wichtig. Die Ursachen für die jetzige Situation liegen meist weit in der Vergangenheit. Wenn beispielsweise Personen auf den Schienen sind, müssen ganze Streckenabschnitte vom Strom genommen werden, weil die Stromabschnitte so lang sind. In vielen Punkten sind wir uns mit der Politik bereits einig, in anderen fordern wir mehr.

Was fordern Sie denn?

Foto: privat

Wolfgang Brandt 72, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Harburg.

Die Strecke der S3 muss kurzfristig entlastet werden, etwa durch den Einsatz von Langzügen. Bei Betrieben mit mehreren tausend Mitarbeitenden müssen Mobilitätskonzepte erarbeitet werden, also Tangentialbusse zwischen den Bahnstrecken und den Betrieben. Der Senat sollte dafür zusammen mit Betriebsräten neue Möglichkeiten erarbeiten. Airbus hat Verträge mit Verkehrsgesellschaften geschlossen, die den Betrieb direkt anfahren. Auch langfristig muss sich etwas ändern: Eine neue Tunnelquerung im Bereich Blankenese und ein S-Bahn-Ring würden viele Verkehrsprobleme lösen. Aber so etwas ist natürlich sehr teuer und langwierig.

Was erhoffen Sie sich von dem heutigen Gesprächsabend?

Wir erhoffen uns, dass die Probleme im Hamburger Süden stärker in den Blick geraten. Für manche hört Hamburg südlich der Norder­elbbrücke auf. Das wollen wir ändern. Wir haben Vorschläge von mehr als 100 Betriebsräten aus dem Hamburger Süden eingeholt. Wir freuen uns, wenn Ham­bur­ge­r:in­nen vorbeikommen und mitdiskutieren.