das portrait
: Mohammad Aghaei liebt verbotene Filme

Ist aus dem Iran geflohen: Mohammad AghaeiFoto: privat

Vielleicht kennt so mancher ihn schon vom Sehen: Jeden Samstag demonstriert Mohammad Aghaei vor dem Hamburger Rathaus oder am Jungfernstieg gegen die iranische Regierung. Aeghei und seine Mitstreiter der „Bahamad – Vereinigung der Jugend im Exil“ wünschen sich das sofortige Ende der Islamischen Republik. „Ich bin enttäuscht von der deutschen Politik“, sagt der 32-Jährige. „Gute wirtschaftliche Beziehungen zum Iran zu pflegen, ist ihnen wichtiger, als das Leid der Menschen im Iran zu verhindern.“

Aghaei ist in Teheran, der Hauptstadt des Irans, geboren. Von seiner Jugend an liebt er es, Filme zu gucken. Doch die Zensur des streng religiös regierten Staates setzt seiner Leidenschaft Grenzen. „Ich habe angefangen, ausländische Filme zu kaufen und zu gucken“, erzählt Aghaeri – im Iran ist das eine Straftat.

Als seine Filmsammlung zu groß geworden sei, habe er angefangen, die Filme zu verkaufen. Doch das hatte Konsequenzen: „Ich wurde fast jeden Monat auf der Straße verhaftet. In der Haft wurde ich auch teilweise gefoltert“, sagt er. Weil er Freunde bei der Polizei und beim Geheimdienst habe, sei er immer wieder frei gekommen – bis der iranische Sicherheitsdienst eines Tages seine Wohnung durchsucht habe. „Ich war unterwegs, als es passierte. Als ich davon erfahren habe, wusste ich: Ich kann nicht zurück“, erzählt er. Seine einmonatige Flucht führte ihn über die Türkei nach Deutschland.

Als er im November 2017 in Neumünster angekommen sei, habe er Asyl beantragt, lebte sieben Monate in einem Flüchtlingsheim in Rahlstedt und sei dann in ein Wohnheim gezogen. Währenddessen machte er drei Sprachkurse. Doch trotz seiner Bemühungen lehnte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) seinen Asylantrag ab. „Die haben mir nicht geglaubt“, sagt Aghaei.

„Grundsätzlich haben wir den Eindruck, beim Bamf wird häufig pauschal entschieden, ob ein Asylantrag genehmigt wird oder nicht“, sagt Anne Harms von Fluchtpunkt, einem kirchlichen Beratungsangebot in Hamburg. „Die individuellen Erlebnisse der Menschen spielen meist keine Rolle.“

Seine Angst vor einer drohenden Abschiebung und die Wut auf die iranische Regierung brachten Aghaei dazu, sich politisch zu engagieren. Er schloss sich der Bahamad-Gruppe an, postete Fotos der Aktionen und gründete auch eine eigene Facebook-Gruppe.

Im Januar 2021 ging er in Berufung, lieferte Beweise: Videos, auf denen man sieht, wie er im Iran gefangen genommen wird, ein psychologisches Gutachten, das zeigt, dass er traumatisiert ist, Belege für sein politisches Engagement. Doch wieder wurde sein Antrag abgelehnt. Und langsam wird die Zeit knapp: Aghaeis Aufenthaltsgenehmigung reicht noch bis Mitte September. Er will einen neuen Asylantrag stellen: „Ich weiß, dass ich sterbe, wenn ich zurück in den Iran muss.“ Alexandra Hilpert